Die Ein tolles Jahr für Helen Erbe 

Auf die deutschen Dressur-Reiter ist traditionell Verlass, wenn es etwas zu gewinnen gibt. Und so war es auch bei der Europameisterschaft der U25 in Ungarn. Die Krefelderin Helen Erbe hatte daran einen großen Anteil.

Die Uerdingerin Helen Erbe im Dressurreiten bei der U-25 Europameisterschaft in Ungarn.

Foto: lukasz kowalski

Mit persönlicher Bestleistung hatte sie im Mannschaftswettkampf auf ihrem Wallach Carlos FRH in der Prüfung Intermediaire II ein gutes Ergebnis vorgelegt. Ihre Teamkollegen Raphael Netz, Alina Schrader und Alexa Westendarp taten es ihr gleich. Gold für Deutschland, Silber für Dänemark, Bronze für die Niederlande. Und eine überaus heitere Stimmung in der deutschen Equipe.

Mit 14 Jahren trat sie erstmals
bei einer Europameisterschaft an

Helen Erbe konnte es auch am Freitag noch nicht so richtig fassen: „Die Goldmedaille hat alle Erwartungen an dieses Jahr übertroffen. Mein Fokus lag auf meinem Beruf. Dass es trotzdem so gut mit dem Reiten funktioniert, ist der Wahnsinn“, sagte die 21-Jährige in einem ruhigen Moment der WZ. Noch bis Sonntag stehen weitere Prüfungen in Pilisjaszfalu nahe Budapest an, die Kür und die Einzelwertung. „Ich freue mich einfach, das Wochenende mit dem Team noch verbringen zu können. Alle Prüfungen, die jetzt noch kommen, sind wie i-Tüpfelchen für mich.“

Erfolgsdruck hatte sich die Frau aus Uerdingen vor dem Championat ohnehin nicht gemacht. „Ich bin sehr dankbar, hier sein zu dürfen. Es ist ein sehr cooles Gefühl.“ Für Erbe ist es der  zweite Kontinentalwettbewerb. Mit 14 Jahren nahm sie erstmals mit einem Pony bei einer EM teil. Helen sattelt derzeit den Wallach ihrer Schwester Hannah, die mit anhaltenden Knieproblemen sich nun auf ihr Medizin-Studium konzentriert. Die Zusammenarbeit mit Carlos FRH aber klappe sehr gut, verriet die 21-Jährige. Der Wallach ist Erfolge gewohnt. Auch mit Hannah heimste der heute 15-Jährige im Dressurviereck in den vergangenen Jahren jede Menge Goldmedaillen im Nachwuchslager ein.

Bei der U25-EM 2020 gab es Mannschaftssilber. „Wir haben uns schnell aufeinander eingestellt und ich bin ihm sehr dankbar, weil ich so viel von ihm lerne“, hatte Helen Erbe noch im Juni während der Deutschen Meisterschaft gegenüber Dressursport Deutschland gesagt, als sie ebenfalls auf Carlos‘ Rücken in der Grand-Prix-Kür der U-25 den Titel holte und im Grand-Prix einen Tag zuvor noch Silber schaffte und ihr auch der Preis der Liselott Schindling Stiftung zukam.

Der 80er-Jahre-Hit „Big in Japan“, den sie selbst ausgewählt hatte, brachte ihr Glück. Auch bei einem Sichtungsturnier in Mannheim hatte sie den Intermediaire II und Kurz-Grand-Prix gewonnen und sich dadurch ins Blickfeld für eine Nominierung für die EM geschoben. Auch Bundestrainer Sebastian Heinze hatte die Zusammenarbeit des Duos schon im Juni gelobt: Carlos sei einfach ein richtig gutes Dressurpferd: „Und Helen macht das mit sehr viel Gefühl mit ihm.“ Die Reitsport-begeisterte Familie Erbe unterstützt die Vorhaben mit großer Leidenschaft. Hannah fiebert mit und hilft, wenn sie nicht gerade in Hamburg ist. Wie auch Linda, die zweite Schwester, die Helen auch im heimischen Stall Gut Auric stark unter die Arme greift. „Ohne meine Familie wäre das alles nicht möglich. Meine Mutter zum Beispiel unterstützt mich seit 18 Jahren.“

Trainiert wird sie von Christian Wendel. Die Uerdingerin verfolgt hauptsächlich ein Fernstudium für Immobilienmanagement und arbeitet bei Lomberg Immobilien in Krefeld. Große Zielvorgaben gibt sie nicht aus, wenn sie in die Zukunft schaut. „Ich möchte weiter an mir und an meinem Pferd arbeiten. Alles andere ergibt sich“, sagt sie. „Ich schaue von Turnier zu Turnier und will Spaß im Training haben.“ Man darf also gespannt sein, was Helen Erbe im Sattel von Carlos FRH in den nächsten Monaten und Jahren noch alles gelingt.