Fußball „Ich nehme die Joker-Rolle an“

Interview Fußball-Nationalspielerin Lea Schüller spricht über die WM und ihre Ziele mit der Mannschaft.

Für Lea Schüller und die Deutsche Fußballnationalmannschaft der Frauen beginnt am Samstag die WM in Frankreich mit der Partie gegen China.

Foto: picture alliance / Jan Woitas/dp/Jan Woitas

Für Lea Schüller ist die finale Phase in der Vorbereitung auf die Weltmeisterschaft, die am Freitag, 7. Juni, beginnt, abgeschlossen. Die Nationalmannschaft traf sich zum Training in Grassau. Die Krefelder Fußballerin, die für den Bundesligisten SGS Essen spielt und in der Ruhrmetropole lebt, blickt auf ihr erstes großes Turnier mit der A-Nationalmannschaft in Frankreich. Die WZ sprach mit der 21-jährigen Stürmerin, die beim Hülser SV das Fußballspielen lernte, über ihre Erwartungen und Ziele für die WM.

Frau Schüller, wie haben Sie von Ihrer Nominierung eigentlich erfahren?

Lea Schüller: „Ich war am Tag der Bekanntgabe für Werbezwecke in London. Ich habe mit meiner Mutter Facetime gemacht, weil ich ja kein Fernsehen gucken konnte. Ich war super glücklich. Mir ist ein riesen Stein vom Herzen gefallen. Darauf hat man ja seit dem letzten Lehrgang irgendwie gewartet. Wir haben noch nicht lange mit der neuen Bundestrainerin (Martina Voss-Tecklenburg, Anm. d. Red.) zusammengearbeitet. Ich konnte meine Chance, dabei zu sein, also nicht so richtig einschätzen.“

Wie blicken Sie auf die WM?

Schüller: „Ich bin gespannt. Ich weiß nicht, was mich erwartet. Ich lasse alles jetzt mal auf mich zukommen. Wir hatten ja schon ein Spiel in Frankreich (im Februar gewannen die Deutschen ein Testspiel durch ein Tor Lea Schüllers mit 1:0, Anm. d. Red.). Was man gesehen hat, war, dass viele Menschen im Stadion waren. Die Präsenz des Frauenfußballs in Frankreich ist hoch. Die WM wird ein großes Spektakel sein.“

Vor zwei Jahren sind Sie im letzten Moment noch aus dem Kader gestrichen worden...

Schüller: „Da kann man keinen Vergleich ziehen. Ich bin im letzten Moment noch gestrichen worden, war aber erst auch zur EM-Vorbereitung eingeladen worden. Ich hatte gar nicht damit gerechnet mitzufahren. Seitdem bin ich ja regelmäßig bei der Nationalmannschaft dabei.“

Wie sehen Sie Ihre Rolle in der Mannschaft?

Schüller: „Ich gehe davon aus, dass ich in der Joker-Rolle bin. Alex Popp ist eine super Spielerin, erfahren und Kapitänin. Die Rolle als Joker nehme ich gerne an.“

Sie haben eine starke Quote als Stürmerin in der A-Mannschaft. Acht Treffer in zwölf Spielen. Haben Sie diese Zahl im Hinterkopf?

Schüller: „Ich werde ja ständig auf diese Quote angesprochen. Ich bin da auch stolz drauf. Aber es geht im Prinzip ja darum, als Mannschaft zu gewinnen. Wer die Tore macht, ist dann eigentlich egal.“

In der Jugend haben Sie beim Hülser SV gespielt. Zwei Jahre wurden Sie auch von Ihrem Vater trainiert. Was nehmen Sie aus dieser Zeit mit?

Schüller: „Den Spaß und die Leidenschaft. Es hat mir auch sehr geholfen, dass ich mit Jungs gespielt habe.“

Der Rummel um die deutsche Frauen-Nationalmannschaft hat in den letzten Jahren nachgelassen. Spüren Sie einen besonderen Druck, erfolgreich zu sein?

Schüller: „Ich würde nicht sagen, dass es mehr Druck ist. Man kann das auch als Chance sehen. Egal ob wir Weltmeister werden oder nicht. Die Hoffnung ist da, dass wir in Deutschland auch mehr mediale Präsenz und mehr Zuschauer kriegen. Wir wollen eine vernünftige WM spielen.“

Unter Horst Hrubesch haben die deutschen Frauen wieder einen Aufschwung erlebt, die Qualifikation nach anfänglichen Problemen gemeistert. Wie ist die Stimmung im Team?

Schüller: „Wir haben den Aufschwung in den letzten Monaten mitgenommen. Die Stimmung ist sehr gut. Jede freut sich auf die WM. Wir wollen den Aufschwung weitertragen.“

Wer sind aus Ihrer Sicht die Favoriten?

Schüller: „Spanien (Gruppengegner in der Vorrunde, Anm. d. Red.) hat sehr aufgeholt. England hat eine super Liga. Die sind auch stark. Frankreich und die USA gehören auch dazu.“

Werden Sie auch in der kommenden Saison für SGS Essen spielen?

Schüller: „Ich habe dort noch ein Jahr Vertrag, und den möchte ich erfüllen.“