KEV: Percy hält die Truppe zusammen
Fünf ehemalige Meisterspieler des Krefelder EV 36 schwelgen in Erinnerungen.
Krefeld. Wenn einer Meister wird, dann kann er was erzählen. So auch fünf Eishockey-Senioren, die es zusammen auf über 400 Lebensjahre bringen und immer noch von ihrer größten sportlichen Leistung schwärmen, als wäre es gestern gewesen: Percy Peltzer, Schorsch Pescher, Hans-Werner Münstermann, Heinz Dohr und Karl Bierschel. Dabei liegt ihr Titelgewinn sechs Jahrzehnte zurück. Am 12. März 1952 holte sich der Krefelder EV 36 gegen den SC Riessersee im Mannheimer Eisstadion vor 10 000 Zuschauern mit 6:4 den Meisterpokal. Es war praktisch die „Geburtsstunde“ für die Krefelder Eishockey-Tradition unter der Prämisse: „Wir sind die sportliche Nummer eins in Krefeld“.
Im „Drüje Patruon“, seit Jahrzehnten Stammlokal der Meister-Oldies, ließen die Ex-Cracks mit Wimpel-Standarte (gestiftet von den Vätern der Spieler) und Ehrenwimpel nochmal die Highlights des denkwürdigen Eishockeyjahres Revue passieren. Und jeder der Fünf hatte seine Erlebnisse zu erzählen, denn im Herzen und im Kopf sind sie jung geblieben, halten sich mit Golf, Eisstockschießen und Joggen fit. Und Eishockey ist für sie im fortgeschrittenen Alter immer noch die schönste Sportart.
Bernhard „Percy“ Peltzer, der den Sport zu seinem Beruf gemacht hatte, über Jahrzehnte Trainer und Sportamts-Fachleiter war, führte im Stadtsportbund Eishockey als Schulsportart ein und war lange Chef der Krefelder Eishallen. Mit gerade 80 Jahren (man durfte ihm am 17. April gratulieren) ist er der Jüngste im Fünferkreis, aber er hält die „Truppe“ zusammen. Hans-Werner Münstermann und Hans-Georg Pescher waren viele Jahre nicht nur Spitzenkräfte des KEV, sie trugen in ihrer Glanzzeit auch das Nationaltrikot. Percy Peltzer, Heinz Dohr und Abwehrrecke Karl Bierschel waren ebenfalls Nationalspieler, alle fünf spielten 1955 im Eishockey-Nationalteam.
Besonders nachhaltig in Erinnerung sind neben der Meisterschaft die Reisen geblieben. Ob bei der Skandinavientour in Schweden und Finnland als Belohnung für den Meistertitel oder dem ersten Gastspiel einer deutschen Sportmannschaft in Russland (1955 vor 40 000 Zuschauern in Moskau), das Quintett war immer dabei. Trotz aller Reisen und Erlebnisse, die Meisterschaft von 1952 hat sich festgesetzt. Egal ob beim Spiel in Mannheim, dem Festbankkett im Kurhaus von Bad Dürkheim, der grandiosen Heimreise nach Krefeld und dem Autokorso über den Ostwall, kein Erlebnis ist vergessen, und man spricht immer wieder darüber.
Dabei ging es zu jenen Nachkriegszeiten weniger um die heute obligatorischen Zuwendungen, Gehälter und hohe Ablösesummen. Einen „Fünfer“ gab es meist nach den Spielen, auch nach dem Titelgewinn blieb der Lohn bescheiden. „Wir waren Amateure, und auch bei der Ausrüstung halfen keine Sponsoren. So mussten Schlittschuhe und Ausrüstung selbst gestellt werden. Aber es hat Spaß gemacht. Wir waren einfach eine verschworene Gemeinschaft, die jede freie Minute auf dem Eis stand und viel Spaß hatte“, sagt Bernhard Peltzer.
Posthum sollten alle Meisterspieler zu Ehrenmitgliedern des KEV 1936 ernannt werden. Doch es blieb beim Antrag. KEV-Anhänger sind sie auch ohne Ehrenmitgliedschaft geblieben. „Vielleicht können wir noch eine weitere Krefelder Eishockey-Meisterschaft feiern“, sagt Peltzer.
Keineswegs missen wollen sie die Klön-Stunden im Drüje Patruon, wo man auch der verstorbenen Kameraden wie Walter Schmidinger, Erich Konecki, Karl-Heinz Scholten, Ulrich Eckstein, Wilhelm Moesgen, Kurt Müller, Bruno Guttowski und dem unvergessenen Meistertorhüter Ulli Jansen gedenkt. Und noch eine Erinnerung: Eine Feindschaft oder Streit zwischen den Akteuren von Preußen und KEV hat es nie gegeben. Hans Werner Münstermann: „Auch nach den heißen Duellen waren Preußen und KEVler beim Essen und bei der Nachfeier stets freundschaftlich zusammen.“