Skaterhockey Die Krönung für die Skating Bears

Krefeld · Im Rückspiel gegen Köln machen es die Krefelder beim 6:8 noch einmal spannend – am Ende steht aber erstmals in der Vereinshistorie der Meistertitel.

Deutscher Meister 2021: Die Mannschaft der Skating Bears feiert nach dem Triumph vor der Tribüne mit ihren Fans.

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In den letzten Minuten hielt es keinen mehr auf den Sitzen. Zuschauer, Trainer, Spieler – bei allen fiel sie ab. Die Anspannung. Es wurde geklatscht, gejubelt, gesungen. Als die Sirene nach 60 Minuten ein letztes Mal ertönte, wich die Nervosität schlagartig der Party-Stimmung. Handschuhe flogen in die Luft, durch die Musikbox schallte: „We are the Champions“. Ja, das sind sie. Champions. Die Skating Bears Krefeld haben zum ersten Mal in der Vereinsgeschichte die deutsche Meisterschaft im Skaterhockey gewonnen. In einem teils dramatischen Rückspiel gegen die HC Köln-West Rheinos behaupteten die Krefelder einen Acht-Tore-Vorsprung aus dem Hinspiel und konnten eine 6:8-Niederlage verkraften.

Früh lassen sich die
Gastgeber provozieren

Trainer Fabian Peelen sagt: „Das war über 60 Minuten kein normales Spiel, wir hatten richtig Angst. Der Vorsprung war zu hoch, und so ist das passiert, was wir eigentlich unbedingt vermeiden wollten.“ Früh ließen sich die Krefelder provozieren, kassierten dumme Strafen. Nach sechs Minuten führten aufopferungsvoll kämpfende Kölner 3:0. Die Nervosität war den Bears anzusehen, für fast alle war es die erste Chance auf einen großen Titel. Auch nach dem zweiten Drittel war beim Stand von 3:7 noch lange nichts entschieden, erst im letzten Drittel machten die Krefelder den finalen Schritt zum Titel.

„Es war ein unglaublicher Druck zu spüren, erst kurz vor dem Ende ist der so richtig abgefallen“, sagt Peelen, der sich nach Abpfiff einen kurzen Moment sammelte, seiner Mannschaft zunächst einmal beim Feiern zusah. Seit 2015 hat er mit Kumpel und Kollege Roman Tellers das Kommando bei den Krefeldern. Es ist eine Erfolgsgeschichte, die in der 2. Liga anfing, über die erste Playoff- und die erste Halbfinal-Teilnahme im Titelgewinn mündet. Ein weiter Weg, dem eine grundlegende Änderung des Vereinskonzeptes zugrunde liegt.

Kapitän Sebastian Müller (r.) nimmt den Meisterpokal entgegen, Michael Reinberg den Wanderpokal.

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In der Jugend wird bereits viel
an den Grundlagen gearbeitet

Peelen erinnert sich: „Wir hatten schon damals gesehen, dass Potenzial im Verein steckt. Die Skills waren da, es fehlte aber einfach an einer Idee, wie das Ganze gebündelt werden kann.“ Der 40-Jährige setzte zusammen mit der Vereinsspitze ganz unten an, vermittelte seine Idee des Skaterhockeys auch den Jugend-Trainern. „Wenn unten bereits viel an den Grundlagen gearbeitet wird, müssen wir oben weniger tun und haben mehr Zeit für die Kleinigkeiten“, fasst der Trainer zusammen. Über die Jahre kamen einzelne Spieler hinzu. Mal aus anderen Vereinen, in erster Linie aber aus der eigenen Jugend.

Die Erlösung nach nervenzehrenden Spielminuten – bis zum Titel.

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Peelens Idee wurde mehr und mehr verinnerlicht. Nach dem Aufstieg 2016 wurden die Bears 2017 Fünfter, standen 2018 plötzlich an der Tabellenspitze. Das Play-off-Aus gegen die achtplatzierten Duisburg Ducks kam überraschend, half der Mannschaft im Nachhinein aber wie das Halbfinal-Aus gegen Essen. „Uns war bewusst, dass es etwas brauchen wird“, erklärt Peelen. Ohnehin sei die Erfahrung, so sagt es Spieler Pascal Mackenstein, ein unbestrittener Faktor: „Das ist unsere Mentalität. Wenn wir fallen, stehen wir wieder auf und lernen aus unseren Fehlern. So sieht das die ganze Mannschaft. Und das hat uns jetzt auch zum Erfolg geführt.“ Nicht nur für Mackenstein ein ganz besonderer. Michael Reinberg, der seit Juni auch Vorsitzender der Skating Bears ist, durfte in den Schlussminuten noch einmal aufs Feld, war zusammen mit Kapitän Sebastian Müller der erste, der den goldenen Meisterpokal in Luft strecken durfte. Ein gelungener Abschluss. Nicht nur für ihn.

Auch Müller wird den 20. November nicht so schnell vergessen. Unter der Woche feierte der Verteidiger seinen 30. Geburtstag, schon vor Wochen mietete er daher für den Samstagabend ein Lokal in der Krefelder Innenstadt. Wie der Zufall es wollte, wurde seine Geburtstags- zur Meisterfeier. Peelen: „Wir sind mit der ganzen Mannschaft dahin und haben, wie es sich gehört, ordentlich gefeiert.“ Auch am Sonntag war der Bierwagen an der Horkesgath-Halle noch geöffnet. Das eine oder andere Kaltgetränk wird auch dann noch über die Theke gegangen sein. Für die frischgebackenen Champions. Meinung S. 16