Fußball Lea Schüller will um Titel spielen
Krefeld. · Die Krefelder Fußball-Nationalspielerin, derzeit noch für die SGS Essen auf Torejagd, wechselt im Sommer zum FC Bayern München.
Ihre Tante hat der Fußballerin Lea Schüller einmal eine Postkarte geschenkt. Darauf zu lesen war ein Spruch, der zum einen streng an eine berühmte Liedzeile aus dem Song „Bayern“ der Düsseldorfer Punkrocker „Die Toten Hosen“ von 1999 angelehnt war, zum anderen aber auch ganz gut die Rivalität vieler Fans widerspiegelt, die es nicht so sehr oder gar nicht mit dem deutschen Rekordmeister der Männer aus München halten. „Ich würde nie zum FC Bayern München gehen“, schrieb die Tante. Über diese kleine Anekdote kann Lea Schüller heute noch schmunzeln. Denn sie hat den Gang zum FC Bayern München nun vollzogen – und das als bekennender Fan des Männer-Bundesligisten Borussia Dortmund. „Ich fand die Frauen-Mannschaft des FC Bayern immer schon cool“, sagt die Nationalspielerin aus Hüls, die noch bis zum Sommer beim Ligarivalen SGS Essen unter Vertrag steht und noch einige Tore für den Ruhrgebietsklub schießen will.
Erst die Unterschrift in München, dann zwei Tore für Essen
Nach der Unterschrift in der Vorwoche hat sie am Sonntag gleich mal zwei Treffer folgen lassen beim 4:0-Sieg gegen den MSV Duisburg. Im Sommer fühlt sie sich bereit für den großen Schritt zu einem der beiden deutschen Topvereine im Frauenfußball der vergangenen Jahre. Ihren auslaufenden Vertrag in Essen wird sie nicht verlängern. Viele Glückwünsche hat Lea Schüller in den ersten Tagen seit der Unterschrift schon erhalten, auch von Britta Carlson, Co-Trainerin der Frauen-Nationalauswahl. „Es ist für mich an der Zeit den nächsten Schritt zu gehen. Ich will mich bei Bayern weiterentwickeln, um Meisterschaften und in der Champions League spielen“, sagt die Frau, die in ihrer Jugend für den Hülser SV am Ball war.
Die 22-Jährige trägt seit Juli 2012 das Trikot der Essenerinnen. Seit der Saison 2013/2014 gehört sie dem Bundesliga-Kader an. 131 Partien bestritt sie seither im Oberhaus und DFB-Pokal. 71 Tore sind dabei zustande gekommen. Das heißt: Lea Schüller trifft im Durchschnitt fast in jedem zweiten Ligaspiel – und das für eine Mannschaft aus der Verfolgergruppe der Spitzenteams, hinter dem VfL Wolfsburg, der TSG Hoffenheim und eben dem FC Bayern. Am Erfolg der SGS Essen hatte sie großen Anteil, doch scheint dort das Ende der Fahnenstange erreicht. „Auch wenn der Wechsel für uns einen Verlust bedeutet, so ist es doch auch die Bestätigung für unsere super Nachwuchsarbeit“, sagt Essens Geschäftsführer Florian Zeutschler. In der vergangenen Saison und in dieser Spielzeit war und ist Schüller die beste deutsche Torjägerin.
Beim FC Bayern wird Lea Schüller auch einige Bekannte aus der Nationalmannschaft wiedersehen, für die sie in bisher 19 Spielen zehn Treffer erzielte. Laura Benkarth und Lina Magull haben ihren Vertrag in München kürzlich erst verlängert. Linda Dallmann kennt sie noch aus Essener Tagen. Mit Giulia Gwinn, Melanie Leupolz und Sydney Lohmann spielt sie ebenfalls in der Nationalmannschaft zusammen. Bianca Rech, Sportliche Leiterin beim FC Bayern, sagt über die Krefelderin: „Sie hat eine große Kopfballstärke, den Zug zum Tor, die Schnelligkeit. Wir hoffen auf viele Tore. Sie ist eine Vollblutstürmerin.“ Ähnlich drückt es auch Trainer Jens Scheuer aus: „Lea ist eine Spielerin, die in den vergangenen Jahren bewiesen hat, welche Qualität sie im Offensivbereich hat.“
Der zunehmende Druck, die größere Aufgabe mit stärkerer Konkurrenz, scheut Lea Schüller in München nicht: „Ich freue mich darauf.“ Der Kontakt nach Hause soll nicht abreißen: „München ist ja nicht am Ende der Welt.“ Wenn Lea Schüller künftig mit dem FC Bayern in Duisburg oder Essen spielt, werden Familie und Freunde wieder dabei sein.