Marcel Noebels: Nach der WM ins Hotel Mama

Der 21-jährige Tönisvorster und frühere Spieler des Krefelder EV hat nach seinem Debüt bei der Weltmeisterschaft in Finnland ein Ziel im Visier: Er will den Sprung in die NHL schaffen.

Helsinki. Für Marcel Noebels kann es nicht schnell genug gehen. Vor wenigen Monaten erst schaffte der Eishockey-Youngster, der in Tönisvorst aufgewachsen ist und das Eishockey-Spielen beim Krefelder EV erlernt hat, den Sprung in die zweithöchste Liga Nordamerikas (AHL). Ende April folgte sein Debüt in der deutschen A-Nationalmannschaft — jetzt bleibt nur noch ein Ziel: „Ich will in die NHL“, verkündete der 21-Jährige am Rande der Weltmeisterschaft in Helsinki selbstbewusst. In der finnischen Hauptstadt gab der Stürmer seine WM-Premiere — und hakte damit „ein weiteres kleines Highlight meiner Karriere“ ab.

Bundestrainer Pat Cortina wurde im Winter auf den Jungen aus Tönisvorst aufmerksam, dessen Statistiken in Übersee beachtlich sind: Zunächst sammelte er in 30 Spielen bei den Trenton Titans in der drittklassigen EHCL 31 Scorerpunkte, die ihm die Berufung zu den Adirondack Phantoms in die zweitklassige AHL bescherte. Dort wirbelte er weiter, kam in 43 Partien auf 13 Tore und zehn Assists. Für den Deutschen Eishockey-Bund (DEB) war er kein unbeschriebenes Blatt, fiel er doch schon bei Junioren-Turnieren auf — zuletzt 2012 als einer der besten Spieler bei der B-WM (U 20) in Garmisch.

Die erstmalige Berufung in den A-Kader kam für Noebels wenige Wochen vor WM-Beginn dann aber doch überraschend. Der sympathische Sportler erzählte: „Beim Saison-Abschlussgespräch hat man mir bei meinem Club natürlich gratuliert, aber auch verraten, dass ich einer von fünf Spielern gewesen wäre, der nach oben gegangen wäre.“ Oben ist die nordamerikanische Profiliga National Hockey League (NHL). So bekamen vier Teamkollegen zum Ende der AHL-Hauptrunde die Chance, bei den Philadelphia Flyers vorzuspielen.

Im Herbst soll es auch für Noebels so weit sein. „Ich versuche jedes Jahr, Schritt für Schritt zu gehen, um meinem Traum näher zu kommen“, meinte der Angreifer. „Dann hoffe ich natürlich, dass der Trainer irgendwann sagt: Dem Jungen gebe ich jetzt mal eine Chance und schmeiß ihn einfach in irgendeine Sturmreihe rein.“ Einfach so reingeschmissen wurde Noebels auch ins deutsche Team, einige der Auswahl-Kollegen kannte er vor dem Abflug nach Helsinki noch nicht persönlich. Unter den vielen erfahrenen Haudegen wirkt Noebels fast wie ein Teenager.

Nach seinen Jahren in den Nachwuchsteams in Krefeld, Berlin und Mannheim verließ er 2010 Deutschland, um sein Glück bei den Seattle Thunderbirds zu suchen. „Das würde ich jederzeit wieder so machen“, sagt Noebels. „Das erste Jahr war super, ich hatte eine tolle Gastfamilie, die wie eine zweite Familie für mich war.“ 2012 siedelte er an die Ostküste nach Trenton und danach in die Kleinstadt Glenns Falls um. „Das war das erste Jahr, in dem ich allein in meiner eigenen Wohnung gelebt habe. Da lernt man einiges dazu, Kochen etwa.“

An Kochen muss Noebels nach der WM erstmal nicht denken. „Dann werde ich zwei, drei Wochen die Beine hochlegen, mich von Mama verwöhnen lassen. Meine Familie habe ich acht Monate nicht gesehen.“ Ähnlich wie Christian Ehrhoff verbringt Noebels den Sommer gerne in Krefeld, schaut auch gerne bei den Pinguinen vorbei. Lange wird die Pause aber nicht dauern, ehe die Vorbereitung im Sommer und die wichtigen Trainingscamps in den USA beginnen.