Radsport-Legende Junkermann: Der Kletterer wird 75 Jahre
Der frühere Tour de France-Star Hennes Junkermann hat Geburtstag.
Krefeld. Den Reißverschluss hoch gezogen, die Schirmmütze gerade gerückt, noch ein rascher Blick zum Himmel - es kann los gehen. Hennes Junkermann schwingt sich mit Schmackes auf den Sattel seines Rennrads und tritt beherzt in die Pedalen.
Treffpunkt Hohenzollernstraße: Jeden Mittwoch stürzt sich Junkermann von seinem Haus im feinen Bismarckviertel ins Vergnügen. In seinem Windschatten sind noch weitere Radsport-Begeisterte. Spätestens am Hülser Bruch ist der Tross komplett. Ältere Semester allesamt, aber ambitioniert.
Das Ziel der "Mittwoch-Clique", die bis zu 40 Mann stark sein kann, ist Wetten bei Kevelaer. Kaffeepause. Später geht es noch ins holländische Arcen.
"Nur wenn das Wetter schlecht ist, blasen wir die Tour ab", sagt Hennes Junkermann. Am kommenden Mittwoch hat die Krefelder Radsport-Legende allerdings ein Problem: Dann wird der langjährige Profi und Tour de France-Held 75 Jahre alt.Was tun?
"Ich entscheide mich spontan, wie ich den Tag gestalte. Vielleicht regnet es ja auch, dann habe ich ein Problem weniger", berichtet der Krefelder, der die 18 Gänge seines Bianchi-Rennrads mit Leichtigkeit handhabt.
Wer glaubt, dass das Junkermann-Team gemütlich durch die Gegend zuckelt, der täuscht sich. "Wir fahren noch einen 30-er-Schnitt", betont der Krefelder, der auf einer Obstplantage in Unterweiden - zwischen Kempen und St. Tönis - groß geworden ist und beinahe eine Fußball-Karriere gestartet hätte.
Junkermann: "Mit Radsport hatte ich zunächst nichts am Hut. Ich habe in der Jugend beim SV St. Tönis gespielt. Als rechter Verteidiger. Mit der B-Jugend bin ich sogar Niederrheinmeister geworden." Aber von einem Tag auf den anderen hat er umgeschaltet.
"In St. Tönis habe ich die Radsport-Bezirksmeisterschaften verfolgt und war restlos begeistert. Ich rannte nach Hause und wollte nur eines: ein Rennrad. So schnell wie möglich."
Der 15-jährige Steppke aus St. Tönis quengelte so lange, bis seine Eltern ihm wenig später den Wunsch erfüllten. Der Weg für eine große Laufbahn war geebnet. Junkermann wurde Profi (von 1955 bis 1973) und einer der besten Radrennfahrer der Welt.
Bei der Tour de France 1962 musste er wegen einer Fischvergiftung aufgeben. Dabei fiel der berühmte Satz "Hätt ich misch doch dä Fisch nit gejesse".
Zwei Jahre zuvor hatte Junkermann bei der großen Frankreich-Schleife seine Fähigkeiten als "Kletterer" eindrucksvoll unterstrichen und den vierten Platz belegt.
Er gehört zu den "großen Vier" des Krefelder Radsports - mit Ehrenfried Rudolph, Lothar Claesges und dem früh verstorbenen Clemens Großimlinghaus.
Den internationalen Radsport von heute verfolgt Junkermann den Doping-Affären zum Trotz voller Begeisterung. "Die Lage wird sich wieder beruhigen. Der Radsport ist nicht kleinzukriegen", sagt er.
Gleichwohl ist ihm die "Mittwoch-Runde", seine Familie und die Gesundheit am wichtigsten. "Ich lasse mich regelmäßig durchchecken und ein Belastungs-EKG machen. Mein Arzt Georg Elbers ist immer begeistert."