Fußball Der Tausendsassa in Fischeln
Fischeln · Der 60-Jährige Ralf Rusbült ist seit 2001 in diversen Funktionen beim Verein für Rasensport beschäftigt.
Für einen lockeren Spruch abseits des Fußballplatzes ist Ralf Rusbült immer schon zu haben gewesen. Auch vermag der Mann mit beinahe unheimlicher Präzision Spielergebnisse vorauszusagen. Und ein bisschen den Gegner zu kitzeln, nahm der Krefelder auch schon für sich in Anspruch. Vor dem Derby gegen den KFC Uerdingen im September 2015 orakelte Rusbült über einen 4:2-Sieg seines VfR Fischeln. Geholfen hat es nicht. Rusbült lag einmal daneben. Die Grün-Weißen unterlagen mit 0:2.
Seit Thomas Schlösser in 2019 nach 22 Jahren seinen Hut als Vorsitzender nahm, kommt einem auch schnell der Name Ralf Rusbült in den Sinn, wenn man über Treueschwüre in den vordersten Positionen denkt. Der 60-Jährige ist ein Tausendsassa beim VfR, ein Mann für viele Aufgaben. Vorsitzender aber will er in Zukunft nicht mehr werden: „Das schließe ich aus. Ich sehe mich im sportlichen Bereich.“
Seit 30 Jahren arbeitet er als Trainer oder Teammanager
Vor 19 Jahren kam Rusbült über Kontakte zu Thomas Schlösser zum VfR an die Kölner Straße. Dort blieb er bis heute, in wechselnden Funktionen. „Im Laufe der Zeit habe ich viel Herzblut für den VfR entwickelt. Ich kann mir momentan nicht mehr vorstellen, woanders hinzugehen“, sagt Rusbült, der seit drei Jahren Teammanager ist.
Als Spieler war er Kapitän bei Rasensport, ehe er 1984 von Werner Fuck zum SC Schiefbahn in die Verbandsliga gelockt wurde. Doch meistens musste Rusbült dort mit der Reserve Vorlieb nehmen. Dennoch genoss er die Vergleiche mit dem VfL Willich. Damals spielte man dieses Derby vor 2000 Zuschauern. 1987 kehrte er nach Rasensport zurück, kickte noch drei Jahre, dann hörte er auf. Er machte seine B-Lizenz, schloss sich Anfang der 90er Jahre als Co-Trainer dem Stab von Michael Dämgen beim Hülser SV in der Landesliga an. Später folgte er ihm auch zu Hamborn 09, ehe er an der Seite des ehemaligen FC Bayer 05-Profis Hans-Jürgen Seemann die Fußballer des TSV Anadolu coachte.
Cheftrainer wurde er beim TuS St. Hubert, stieg sogar in die Kreisliga A auf, musste aber nach zweieinhalb Jahren wieder gehen. „Das war die einzige Entlassung meiner Karriere“, sagt er ein wenig stolz und im Spaß: „So was muss jeder richtige Trainer einmal miterlebt haben.“
Von Weidemann erhielt er das Trikot der Schalker Eurofighter
Rusbült mag es gerne, wenn die Dinge planbar und vorhersehbar sind: „Ich hasse Veränderungen“, sagt er. Die Entlassung in St.Hubert habe ihn hart getroffen: „Ich bin ein selbstkritischer Mensch.“ Doch mit Veränderungen muss er sich beim VfR seit dem vergangenen Jahr in besonderem Maße beschäftigen. Er muss zusammen mit Trainer Karl-Heinz Himmelmann und VfR-Chef Ralf Boortz den Klub in der Landesliga halten, dort etablieren. Konsolidieren, nennt es Rusbült, nach Jahren des Aufschwungs, die der heute 60-Jährige als Assistent in verschiedenen Rollen und Cheftrainer selbst mitgestaltet hat. Rusbült hat sozusagen den Aufschwung bis in die Oberliga mitgemacht, nun muss er auch den Abschwung moderieren. Heute wie schon in seinem ersten Jahr 2001 heißt der VfR-Trainer: Karl-Heinz Himmelmann.
Später rettete Rusbült als Cheftrainer selbst die Fischelner in der Landesliga, als diese abzusteigen drohten. Unter Dieter Hußmanns ging er danach freiwillig wieder ins zweite Glied zurück. Jahrelang war er als Torwarttrainer und Assistent hautnah am Team dabei. Das halbe Jahr, das er von November 2010 bis Sommer 2011 mit Uwe Weidemann an der Seitenlinie verbrachte, nennt er heute noch ein „Vergnügen.“
Weidemann schenkte Rusbült vor zehn Jahren zum 50. Geburtstag sein letztes Trikot der Schalker Eurofighter. Eine besondere Freude für den Fan des FC Schalke. Auch mit Josef Cherfi, der Weidemann als Vorgesetzter folgte, habe die „Chemie immer gestimmt.“ Der Trainerjob ist kein Wunsch mehr für Rusbült, der in seiner Freizeit gerne verreist und ab und zu zum Tennisschläger greift. Beim Spaziergang durch den Zoo findet er zu sich und Ruhe. Die Arbeit mit den Spielern mache ihm aber immer noch Spaß: „Die Vereinsarbeit hält geistig fit und jung.“ Aufhören? Nein. „Die Emotionen des Fußballs würden mir fehlen.“ Und das tun sie aktuell natürlich. In den vergangenen Wochen ruhte im Amateurfußball der Betrieb wegen Corona. Dagegen konnte auch Fischelns Mann für alle Fälle nichts unternehmen.