Tennis: Blau-Weiß bezwingt den Meister

Tennis-Bundesligist schlägt den Gladbacher HTC zum Saisonstart an der Hüttenallee 4:2.

Krefeld. Das ist Tennis-Dramatik pur und schlichtweg unglaublich. In der ersten Begegnung der Bundesliga-Saison schlägt das Team vom HTC Blau-Weiß den amtierenden Deutschen Meister, den Gladbacher HTC mit 4:2. Schon in den Einzeln zeigt sich: Hier treffen zwei Teams aufeinander, die sich auf Augenhöhe messen. Zählbarer Beweis: Viele Match-Tiebreaks und ein ausgeglichenes 2:2 nach den Einzeln. 1750 begeisterte Besucher halten in der Hitze des gestrigen Tages bis zum sagenhaften 4:2-Endstand aus. Die Tennis-Fans sind im Siegestaumel. Mit einigem Glück hätte die Führung sogar 3:1 nach den Einzeln lauten können.

Foto: Dirk Jochmann

Der Italiener Federico Gaio gewinnt den ersten Satz im Tiebreak und kann dann eine 4:2- und 30:0-Führung bei eigenem Aufschlag nicht zum Sieg ausbauen. Er unterliegt dem für Gladbach spielenden Aleksandr Nedovysov 8:10 im Match-Tiebreak. Dabei müssen die Krefelder auf ihre Nummer eins verzichten: Der Italiener Paolo Lorenzi hat sich in Wimbledon an der Wade verletzt und pausiert auf Anraten des Arztes. Clubchef Hajo Ploenes ist sicher, dass er in der nächsten Partie gegen den TC Blau-Weiß Halle wieder für Krefeld aufschlägt. „Am ersten Spieltag sind wir stets sehr angespannt, diesmal sind alle Spieler zu unterschiedlichen Zeiten angekommen.“

Damit der Kader so komplett sei wie möglich, sei Horacio Zeballos noch am Vorabend um 22 Uhr aus Wimbledon eingeflogen worden, nachdem drei Flüge gestrichen worden seien, berichtet Vorsitzender Hajo Ploenes. „Wir wollen dem Publikum richtig gutes Tennis bieten. Wenn zum Schluss ein Punkt herausspringt, war es ein genialer Tag“, sagt er noch am Morgen. Auch Bundesliga-Coach Olaf Merkel erklärt: „Es ist schwierig, die Verpflichtung der Spieler mit dem engen ATP-Kalender zusammenzubringen. Ich verspreche mir insgesamt eine Saison auf noch nie da gewesenem hohem Niveau. Die Aussage ,Weltklasse im Club‘ ist mehr als gerechtfertigt.“

Den Flieger nach Deutschland schaffte auch Gladbachs Nummer eins, Albert Ramos-Vinolas, der noch am Vorabend die dritte Runde in Wimbledon verloren hatte. Gegen den Argentinier Horacio Zeballos unterlag er jedoch gestern mit 3:6, 6:7. Krefelds Debütant Marco Cecchinato hat an Position zwei einen prima Einstand und holt einen Punkt. Er bestreitet das Auftaktmatch auf dem Centre-Court gegen Ricardas Berankis und schafft das schnelle Break zur 4:1-Führung. Mit 6:3 holt er sich den Satz. Mit 5:3 und 30:0 ist er zwei Punkte vom Sieg entfernt, macht es aber noch einmal spannend: Der Gladbacher spielt groß auf und entscheidet den Durchgang mit 7:5 für sich.

Im Match-Tiebreak lässt Cecchinato nichts mehr anbrennen. 10:6 ist das Ergebnis. Dieses erste Match für den neuen Club sei ziemlich wichtig für ihn gewesen, berichtet er. „Ich wollte mich gut präsentieren und bin glücklich, dass es geklappt hat. Ich hatte drei Tage Zeit, um mich hier vom Rasen in Wimbledon umzustellen. Dort habe ich gegen Kei Nishikori verloren.“ Als der Gegner gut aufgespielt habe und das Publikum für ihn geklatscht und „Come on Marco“ gerufen habe, sei das gut gewesen. „Ich mag das.“ Mit dem Coach von Marco Cecchinato sehen die Krefelder einen guten Bekannten: Simone Vagnozzi hat vor einigen Jahren für den HTC Blau-Weiß aufgeschlagen. Die beiden Doppel verbuchten die Krefelder - auch hier eines im Match-Tiebreak - und nach riesiger Spannung für sich.