Mehr Babys in Krefeld geboren

Krefeld. Die Zahl der Neugeborenen nimmt seit drei Jahren in Krefeld stetig zu. Waren es 2008 noch 1892 Babys, die hier das Licht der Welt erblickten, ist diese Zahl im vergangenen Jahr auf 2075 gestiegen.

Sind das spürbare Erfolge der großen Werbeaktion „Krefeld — schön hier“? Wächst die Bevölkerung entgegen der düsteren Prognose, Krefelds Einwohnerzahl sinke bis 2015 unter die 220 000-Kopf-Marke?

Barbara Pudelko von der Jugendhilfe Krefeld relativiert den Eindruck. Für die Fortschreibung des Kindergartenbedarfsplans benötigt sie reale Zahlen. „Geburten vor Ort bedeuten nicht automatisch auch neue Krefelder Einwohner“, erklärt sie. Eine Geburt wird nach dem Personenstandsgesetz bei dem Standesamt angezeigt, in dessen Bezirk das Kind geboren wurde.

Kurz nachdem die Mütter aus dem Krankenhaus entlassen wurden, werden die kleine Tochter oder der kleine Sohn dann am Wohnort der Familie angemeldet. „Die Stadt arbeitet deshalb mit dem Fachbereich Statistik zusammen und übernimmt deren Einwohnerzahlen jeweils zum Ende eines Jahres“, sagt Pudelko. Danach rechnet die Jugendhilfe mit einem Zuwachs pro Jahrgang von 1900 Kindern.

Das Zahlenspiel ist notwendig, um die Versorgung nach dem Kinderbildungsgesetz (KiBiz) zu garantieren. Allein für die Betreuung von Kindern unter drei Jahren strebt die Stadt bis 2015 eine Versorgungsquote von 35 Prozent an. Bei den statistisch zugrunde gelegten 1900 Neugeborenen liegt der Bedarf rein rechnerisch bei 665 Plätze im Jahr.

Bei einem Anstieg auf 2075 Neugeborene, wie im vergangenen Jahr, würde sich die Zahl der Plätze um 61 auf insgesamt 726 erhöhen. Bei einer durchschnittlichen Gruppenstärke von 15 Kindern (von vier Monate bis sechs Jahre) wären vier zusätzliche Gruppen nötig. Das kostet Geld.

Wie viele der Neugeborenen denn nun tatsächlich auch in Krefeld wohnen, lässt sich nicht so ohne weiteres ermitteln. „Wir erfassen zwar mit Hilfe der EDV die Zahl der Geburten und der Neugeborenen und erfassen auch das jeweilige Geschlecht, aber wie viele davon aus Krefeld kommen, das wissen wir nicht“, erklärt Marina Dorsch für das Helios-Klinikum Krefeld.

Dabei könnte gerade der Blick auf den Wohnort der Mutter oder der Eltern genaue Auskunft darüber geben, wie groß das Einzugsgebiet des Klinikums inzwischen ist.

„Vier von fünf Müttern sind Krefelderinnen, die sich für unser familiäreres Haus und unseren besonderen Hebammenservice entscheiden“, sagt Sigrid Baum für das St. Josefshospital Uerdingen. Sie hat die Zahlen parat, obwohl auch hier händisch nachgezählt werden muss.

Während die Zahl der Geburten in Uerdingen leicht rückläufig sind, steigen die am Lutherplatz von Jahr zu Jahr an. Grund hierfür ist unter anderem das neue Mutter-Kind-Zentrum. Helios hat eine große Summe in neue Kreißsäle investiert; die alten weiß gekachelten aus den 60er-Jahren ware längst nicht mehr zeitgemäß.

„Die Zahl der Neugeborenen in Krefeld nimmt zu“, sagt auch Antje Siegert vom Kinderschutzbund. Und das ist nicht nur ein Eindruck. Sie erfährt von den Geburten durch die hiesigen Standesämter und fragt anschließend bei den Müttern an, ob sie willkommen ist.

Antje Siegert besucht im Jahr inzwischen 900 bis 1000 Familien, um ihnen als Geschenk die Baby-Willkommenstasche zu überreichen. „Ziel ist es, im persönlichen Gespräch die Arbeit des Kinderschutzbundes vorzustellen, Vertrauen zu schaffen und so einen soliden Grundstein zu legen für frühe Hilfen.“

Seit in der Tasche auch ein Gutschein für eine Jahreskarte des Krefelder Zoos ist, erreiche der Kinderschutzbund nicht mehr nur seine unmittelbare Zielgruppe, sondern auch Familien in Hüls, Bockum und Verberg.

„Und auch diese Mütter sind dankbar für einen praktischen Tipp oder eine sofortige Hilfe, wenn sie nach dem „Hormonbad der Schwangerschaft“ und dem intensiven Erleben der oftmals anstrengenden Geburt, sich zunächst nur mühsam im ungewohnten Alltag mit Kind zurechtfinden“, so Antje Siegert. Ein weiterer Baustein dafür, dass sich junge Familien in Krefeld wohlfühlen.