Literarischer Sommer: Nesthocker mit Polyesterhose

Diane Broeckhoven liest in Haus Sollbrüggen.

Krefeld. Dann konnte sie es doch nicht für sich behalten. Erfolgsautorin Diane Broeckhoven aus Antwerpen hatte nach ihrer Lesung im Haus Sollbrüggen eine Überraschung parat, die sie „ja eigentlich noch gar nicht erzählen“ durfte.

Für die Verfilmung ihres Buchs „Ein Tag mit Herrn Jules“ stehen die Hauptdarsteller fest: Liv Ullmann, durch Filme von Ingmar Bergman berühmt, und Omar Sharif („Doktor Schiwago“).

Da gingen natürlich Ohs durchs Publikum, das auch vorher bestens unterhalten wurde. Broeckhoven freute sich, dass die Damen und Herren die altgedienten Filmstars kannten, bei jüngeren Zuhörern könne man sich da nicht sicher sein.

Nach einer zur Einstimmung niederländisch gelesenen Passage aus dem noch nicht übersetzten „Vergrijzing“ (in etwa: Grau werden) wechselte Broeckhoven zu ihrem zuletzt auf Deutsch erschienenen Buch: „Herrn Sylvains verschlungener Weg zum Glück“. Sylvain ist 36 und lebt noch bei Mama Julienne.

Die 72-Jährige hat auch drei Töchter groß gezogen, nachdem der Mann sie früh verlassen hatte. Die Schwestern sind lange aus dem Haus, Sylvain aber kann sich der Fürsorge von Mama nur schwer erwehren. Das nennt Broeckhoven „eine typisch flämische Situation“, man schmunzelt.

„Anrührend“ ist eine gerne benutzte Vokabel in Kritiken zu Broeckhovens Büchern, die oft in familiären Beziehungsgeflechten dem nachspüren, was man nicht an der Alltagsoberfläche sieht. Im Falle des Nesthockers Sylvain erzählt sie beiläufig genug, um nicht sentimental zu werden.

Zwar verhindert Julienne mit einem schweren Sturz und einem Bruch der Hüfte eine Reise Sylvains nach Rumänien, aber dann beschert ausgerechnet eine von der Mutter geschenkte Kaffeefahrt doch noch die Aussicht auf die Emanzipation des Muttersöhnchens.

Zwei junge rumänische Frauen spielen dabei eine Rolle, die Sylvain bei einer Shoppingtour erst einmal ansprechend ausstaffieren. Eine Jeans ersetzt die Polyesterhose mit Bügelfalte. Ein Happy End mit einer der beiden Frauen stellte die Autorin ihren Zuhörern in Aussicht.