Mondfans pilgern zum Egelsberg
Unzählige Beobachter haben am Freitag mit den Sternfreunden in Traar der Verwandlung des Himmelskörpers zugesehen.
Traar. Rolf Liedgens, Vorsitzender der Krefelder Sternfreunde, wundert sich am Freitagabend auf dem Egelsberg über die vielen „Geister, die er rief“: „Wo kommen die vielen Leute her?“ Das für 22 Uhr angekündigte Schauspiel der totalen Mondfinsternis zieht ungeahnte Menschenmassen an. Schon um 20 Uhr gleicht die große staubtrockene Wiese gegenüber der Start- und Landebahn des Segelflughafens einem Heerlager. Die einen sind dabei, ihre Linsenfernrohre und Teleskope in Stellung zu bringen, die anderen lagern friedlich auf ihrer Decke. Viele genießen das warme Wetter und sind gespannt, was der Abend bringen wird.
Elmar Rixen aus Elfrath erklärt den Umstehenden, was für Geräte die Profis benutzen. Schnell wird einem klar, dass wohl drei verschiedene Gruppen sich auf dem „Berg“ tummeln. Es sind die Weltraum-Beobachter, die Weltraum-Fotografen und die Naturgenießer. Letztere sind natürlich in der Überzahl und haben neben dem Klappstuhl oft eine Kamera, das Smartphone oder ein Fernrohr dabei. Während Rolf Liedgens sich noch als Verkehrspolizist und Parkwächter betätigt, hört man erste „Ah und Oh“-Rufe. Die Profis zeigen nämlich den Laien die Venus und den Jupiter, die am Himmel Richtung Innenstadt und Hüls zu sehen sind. Zuerst nur durch die stärksten Teleskope, später dann per Fernrohr und endlich mit bloßem Auge.
Als es auf 22 Uhr zugeht, da richten sich die Blicke verstärkt auf den Waldrand Richtung Moerser Landstraße. „Das Dunkle“, so weiß Elmar Rixen, „das ist der Erdschatten“. Was wie eine leichte Gewitterwolke aussieht, kündigt den aufgehenden Mond an. Nun steht man sozusagen in Reih und Glied und ruft sich gegenseitig zu, was man sieht. Die Fernrohrbesitzer sind im Vorteil, sie erspähen zuerst die kleine rosa Wolke. Später sieht man sie — immer mal wieder verschwindend — mit bloßem Auge.
Darauf hat auch die neunjährige Jamie, die mit den Großeltern aus Hüls gekommen, ist, gewartet. Die Schülerin der Astrid-Lindgren-Schule genießt den Anblick auf dem Autodach sitzend. „Den Mond habe ich mir größer vorgestellt“, kommentiert ein Zuschauer. Er gibt dann zu, dass die Berichte in den verschiedensten Publikationen mit ihren Nahaufnahmen eine falsche Hoffnung in ihm geweckt haben. Der „normale“ Vollmond erscheint ja auch nie riesengroß, warum sollte eben der verhüllte sich anders zeigen? Ein Erlebnis ist es trotzdem, die himmelwärts strebende blassrote Scheibe wird aufmerksam beäugt. Neben den Naturgenießern versammeln sich auf dem Egelsberg rund um die Flughafen-Gaststätte auch Besucher, denen ein kühles Nass wichtiger ist. Ihnen genügt ab und zu ein Blick zum Himmel, um das einmalige Naturschauspiel zu beobachten.
Kurz vor Mitternacht erleben die Besucher den zweiten Teil des Happenings. Denn die schmalen Straßen rund um den Berg sind vollgeparkt, und nur langsam lösen sich die Staus auf. Radfahrer sind hier einmal richtig im Vorteil. Auf dem Heimweg kann man dann sehen, wie die weiße Mondscheibe immer mehr aus dem Schatten hervorlugt. „Der Mann im Mond“ blickte wieder normal auf die Erde.