Krefeld Nach Prakikumsabsage: Verständnis für Jill — und fürs Helios
Das Schicksal der 16-jährigen Rollstuhlfahrerin sorgt im Netz für Diskussionen. Wegen ihrer Behinderung darf sie kein Praktikum auf der Kinderstation machen.
Krefeld. Wo fängt Inklusion an, wo stößt sie im Alltag an ihre Grenzen? Für Jill-Mara Keuthen sind diese Grenzen offenbar die Räder ihres Rollstuhls. Die 16-Jährige ist gehbehindert — ein Praktikum auf der Helios-Kinderstation, ihr Herzenswunsch, wegen ihrer Behinderung unmöglich (die WZ berichtete).
Auf der Facebookseite der WZ sorgt Jill-Maras Geschichte für Diskussionen: Darf eine Behinderung Grund für eine Praktikumsabsage sein oder ist die Absage die eigentliche Behinderung, nämlich gleichberechtigt am gesellschaftlichen Leben teilzuhaben? In den Kommentaren äußern die Facebook-Nutzer sowohl Verständnis für das persönliche Schicksal der 16-Jährigen, als auch für die Entscheidung des Helios-Klinikums.
„Ich habe selbst einmal zwei Jahre im Rollstuhl gesessen und daher glaube ich, beurteilen zu können, dass ein Job in der Pflege auch organisatorisch nicht machbar ist! (Ich arbeite im Altenheim)“, schreibt Alexandra Frangen. „Klar ist es ein unmögliches Verhalten, man hätte mit Jill-Mara einen Gesprächstermin vereinbaren müssen und ihr das Für und Wider aufzeigen müssen und vielleicht etwas anderes anbieten können!“
Julian Lieser findet es bewundernswert, „wie die junge Frau und ihre Mutter in ihrem Leben kämpfen, um zu zeigen, dass mehr in ihr steckt als prognostiziert“. Dennoch müsse „man doch einfach einsehen, dass es bestimmte Grenzen gibt. Auch wenn die Klinik barrierefrei ist, so ist es die Arbeitshöhe zum Beispiel nicht“.
Keinen Zweifel an der Richtigkeit der Entscheidung des Helios hat etwa Svenja Plenkers: „Einen Beruf auszuüben, der körperlich so anstrengend ist, wie soll sie den ausführen?“ Plenkers glaubt, im Notfall sei eine Gehbehinderung auch ein Hindernis für die 16-Jährige. „Sie kommt nicht überall dran, kann gewisse Dinge nicht ausführen, die in der Pflege wichtig sind. So hart es auch ist, ich kann verstehen, dass das Helios ein Praktikum ablehnt.“
Facebook-Nutzerin Tina Eiblmaier sieht ein Praktikum eher als Chance zur beruflichen Orientierung für junge Menschen, als eine in Stein gemeißelte Lebensentscheidung: „Wenn Praktika nur durchgeführt werden sollen, wenn der- oder diejenige den Beruf auch später ausübt, beziehungsweise diesen in der Zukunft ausüben kann, sind wahrscheinlich 60 bis 80 Prozent der Schulpraktika vergeblich. Praktika sollen den Schülern einen Einblick in die Berufswelt und den jeweiligen Beruf geben.“ Ziggy Fritze: „Inklusion beginnt bei der Wahl des Personals. Helios-Klinikum? Sei es drum. Aber ich hoffe, dass eine Einrichtung eines öffentlichen Trägers zum Beispiel dieser Dame eine angemessene Chance bietet. Die Kinder können mit Sicherheit einiges von ihrer Geschichte lernen — zu allererst Respekt und Sympathie! Das fehlt ja so manchem Erwachsenen.“