Neue Brauerei am Nordbahnhof
Anne und Johannes Furth feiern Richtfest für ihr „Schlüffken“. Im November möchten sie öffnen.
Nord. Der Raum, der einmal das Sudhaus sein wird, befindet sich noch im Rohbau. Die großen Scheiben fehlen noch in den sechs Meter hohen Wänden. Vom Bahnsteig des Nordbahnhofes, an dem der altehrwürdige Schluff hält, wird man bald hineinblicken können in die Brauerei. Man ahnt bei der Begehung der Baustelle schon, was sich die Geschwister Furth hier ausgedacht haben, auch wenn die Räume noch leerstehen, die technische Einrichtung noch fehlt. Die Idee von der eigenen Brauerei ist vier Jahre alt. Johannes Furth, 31, und Anne Furth, 29, gehen seit zwei Jahren mit viel Herzblut ihrer Faszination, ihrem Projekt nach, beschreiben sich ohnehin als „lebensmittelaffin“, was in der Gastronomie-Familie Furth keine Überraschung sein sollte. „Auf unseren Reisen haben wir eine andere Wertschätzung zum Thema Bier bekommen, eine ganz neue Begeisterung“, erzählt Johannes Furth.
Noch laufen die Bauarbeiter, Handwerker und der Architekt über die Baustelle, Lüftungsrohre werden verlegt. Im kleinen Stellwerk nebenan haben Johannes und Anne Furth seit Januar 2017 eine kleine Versuchsbrauerei eingerichtet. Es riecht nach Malz. Das Geschwister-Paar hat schon jede Menge leere Fässer gehortet. Es dampft aus den geöffneten Gär-Behältern. In kleinen Mengen wird auch schon die Marke „Schlüffken“ zum Probieren verkauft. Der Name ist eine Hommage an den Schluff. Die Dampflok ziert so auch das Logo. „Mit Volldampf gebraut“ lautet der Leitspruch.
Zwei Tanks, je 20 Hektoliter Fassungsvermögen, ragen bis an die Decke empor. Sie werden bald drüben in den Räumen der Brauerei stehen. Die Leute sollen zuschauen können, wie ihr Bier hergestellt wird. Daneben entsteht der Raum für Feierlichkeiten. „Sehen, erleben, genießen“, nennt es Johannes Furth. Viel Verglasung wird es geben, einladend helle Räume, Edelstahl aus Krefeld. Transparenz, Offenheit, Bürgernähe. Begonnen haben die Beiden mit obergärigem Altbier, so wie es eben zum Niederrhein passt. Künftig aber sollen noch weitere Stile hinzukommen, auch eigene Kreationen. Anne Furth bringt es auf den Punkt: „Wir wollen eine Spezialitäten-Brauerei werden.“ Das heißt auch experimenteller, alte Stile neu interpretieren. Dort, am Nordbahnhof, sollen die Gäste künftig sozusagen „eine Reise durch die Welt der Biere“ beginnen, wie es Johannes Furth ausdrückt.
Beide begreifen die Herstellung als Handwerk. „Wir setzen auf traditionelle Verfahren unter dem Einsatz moderner Technik.“ Craft-Biere sind in Mode, neue Geschmäcker, neue Sorten. Auf diesen Zug wollen die Geschwister Furth aufspringen.
Der Braumeister kommt im September. Ab November soll in den Räumen dann das frische Bier aus den Zapfhähnen fließen.