Neue Chance für die Bücherei in Uerdingen?
SPD, Grüne und Linke möchten ein Quartierszentrum einrichten. Sie hoffen dabei auf Fördergeld des Landes.
Krefeld. Gibt es nun doch wieder eine Chance für eine Bücherei in der Rheinstadt? Die Uerdinger Sozialdemokraten haben die Idee in der Sitzung der Bezirksvertretung (BZV) geäußert, sie an alter Stelle im Rahmen eines vom Land geförderten Quartierszentrums zu reaktivieren.
Die CDU hatte die Verwaltung bereits im April gefragt, wie das leerstehende rechte Herbertzhaus, in dem die Bücherei untergebracht war, genutzt werden soll. Denn auch leerstehende Gebäude verursachten Kosten, so SPD und CDU. In der städtischen Immobilie fallen Heizungs,- Hausmeister- und Instandhaltungsaufwendungen an.
Jürgen Hengst, Bezirksvorsteher
Die Sozialdemokraten plädieren jetzt für das förderungswürdige Konzept eines Quartierszentrums. „Dies ist ein geeignetes Instrument. Wir haben bereits mit dem Planungsdezernenten darüber gesprochen“, sagt Jürgen Hengst, der frisch gewählte Bezirksvorsteher. „Auch Michael Groschek, NRW-Minister für Stadtentwicklung, hat sich bei seinem Besuch vor einigen Wochen in Uerdingen dahingehend geäußert, dass dieser Weg machbar sei.“ Ebenso einig seien sich die Beteiligten aber auch, dass es im alten Stil nicht weitergehen kann.
Deshalb soll in diesem Quartierszentrum nicht nur die Bücherei mit zwei Bibliothekaren ihr Domizil haben. Im Arbeitskreis Erhalt Bücherei Uerdingen um Susanne Tyll sind bereits weitere Nutzungsideen entstanden.
So könnte im Erdgeschoss ein Lesecafé einziehen, das auch als Stadtteil- und Spieletreff dient. Der Lesesaal könnte wieder für Lesungen, aber auch für Seminare oder Tanzkurse genutzt werden. Die weiteren Räume könnten städtischen Einrichtungen, Angeboten der Familienbildungsstätten und der VHS dienen oder wie früher der musikalischen Früherziehung.
Der Keller sei ein geeigneter Proberaum für Musikgruppen. In einer Reparaturwerkstatt könnten Langzeitarbeitslose oder handwerklich geschickte Ehrenamtliche Haushaltsgeräte reparieren oder Bürger zum Reparieren anleiten. Auf Zustimmung stößt die Idee einer stundenweisen Kinderbetreuung, so dass Eltern in Ruhe in Büchern stöbern oder einkaufen gehen können (die WZ berichtete).
Hengst: „So wäre auch eine Refinanzierung durch Mieteinnahmen möglich. Denn selbst bei einer 80-prozentigen Landesförderung kommen noch 20 Prozent aufzubringende Eigenmittel hinzu.“ Eine Machbarkeitsstudie der Verwaltung soll erst klären, was geht. Daher gibt es auch noch keine Kostenschätzung.
Offen ist auch der Preis für die Instandsetzung und -haltung des Hauses mit Blick auf die neue Nutzung. Während Hengst von einem „intakten, relativ gut erhaltenen Haus“ spricht, sagt sein Vorgänger Elmar Jakubowski (CDU), dass es dort viel zu überarbeiten gebe. So ließen sich beispielsweise die Fenster der gesamten ersten Etage nicht öffnen.
Dass der Rat in seiner nächsten Sitzung dem in der BZV gefassten Antrag — Machbarkeitsstudie, Montagslesungen und ein provisorischer Entleihbetrieb — folgen wird, davon ist Hengst überzeugt. „Wir haben dort mit den Grünen und den Linken die gleichen Verbündeten wie in der Bezirksvertretung.“
Florian Ott (FDP) hatte sich in der Bezirksvertretung gegen die Bücherei-Reaktivierung ausgesprochen. Er zweifelt an der Finanzierbarkeit. Außerdem gehe es um Gerechtigkeit. Denn nur den Uerdingern sei es wohl nicht zuzumuten, in die Stadt zur Mediothek zu fahren.
Die CDU empört sich, im Vorfeld der Bezirksvertretungssitzung nur einen Satz über die Reaktivierung der Bücherei erhalten zu haben. „Die ausführliche Tischvorlage sah anders aus“, ärgert sich Jakubowski und fragt: „Wie soll das alles organisiert werden?“ Und weiter: „Wir müssen die Finanzlage der Stadt im Auge behalten. Im sozialen Bereich musste bereits viel gekürzt werden.“
“ Kommentar S. 18
Wie fänden Sie es, wenn die Bücherei Uerdingen wieder einen provisorischen Betrieb aufnimmt?
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