Beziehungshölle Neue Selbsthilfegruppe für Krefelder in toxischen Beziehungen
Krefeld · Wer in der Partnerschaft Demütigung und Gewalt erlebt, steckt möglichweise in einer toxischen Beziehung. Anne Behnen aus Krefeld hat eine Selbsthilfegruppe gegründet.
Sie erlebt den Extremfall: Die Krefelderin Sabrina, die mit ihrem vollständigen, richtigen Namen nicht genannt werden möchte, ist am Anfang ihrer Beziehung überglücklich, Blumen, Geschenke und andere kleine Aufmerksamkeiten sind keine Seltenheit und Sabrina ist überzeugt, ihren „Traummann“ gefunden zu haben – bis körperliche und mentale Gewalt ihre Beziehung bestimmen und sie zur psychosomatischen Schmerzpatientin wird.
Sie erlebt erhebliche Bewegungseinschränkungen, kann zuletzt kaum noch laufen und hat neben einer Depression mit posttraumatischen Störungen zu kämpfen. Auslöser ist die „toxische Beziehung“ in der sie sich damals befindet, weiß sie heute. „Ich wurde gewürgt und geschlagen, konnte vor Angst oft nicht schlafen und hatte Suizidgedanken“, sagt sie.
Von außen sind toxische Beziehungen schwer zu erkennen
Doch die emotionale Abhängigkeit zu ihrem Partner und mangelnde Unterstützung hindern sie jahrelang daran, der Beziehung ein Ende zu setzen. Sie trifft auf Unverständnis und Anfeindungen von Famile und Freunden. „Von außen sind toxische Beziehungen schwer zu erkennen“, bestätigt auch die Mitarbeiterin der Selbsthilfe-Kontaktstelle in Krefeld, Anne Behnen. Sabrina pflichtet ihr bei: „Nach außen wirkte alles so perfekt. Als ich Hilfe brauchte, habe ich keine Anlaufstelle gefunden. Es gab nichts.“ Die einzige Selbsthilfegruppe zu dem Thema sei in Kiel – und damit zu weit entfernt für Sabrina gewesen. Das soll sich nun ändern: Als Initiatorin der Selbsthilfe Gruppe „Toxische Beziehung“ will Sabrina Betroffenen einen Raum geben, sich über ihre Erfahrungen auszutauschen und im Gespräch Hilfe zu finden. Anne Behnen unterstützt Sabrinas Anliegen und bietet der Selbstgruppe im Begegnungszentrum Wiedenhof in der Stadtmitte Krefelds einen Ort zum Erfahrungsaustausch. Sie findet auch: „Verständnis im Gespräch zu finden ist das Allerwichtigste.“
Bei der zukünftigen Selbsthilfegruppe solle es sich nicht um eine professionell-therapeutisch angeleitete Gruppe handeln, es ginge vielmehr um das Gespräch. Behnen betont: „Das ganze soll ohne Druck oder Zwang stattfinden. In einem Austausch sollen die Betroffenen die Möglichkeit haben, sich gegenseitig zu stärken und in den Erfahrungen anderer Hilfe zu finden. Hierbei würden natürlich auch die Grundprinzipien einer Selbsthilfegruppe gelten: Anonymität und Verschwiegenheit. Die Betroffenen hätten durch die Selbsthilfe-Kontaktstelle natürlich Zugang zu den richtigen „Netzwerken“ und Beratungsstellen.
Natürlich müsse eine toxische Beziehung nicht immer so extrem wie in Sabrinas Fall aussehen. Es fange bei übergreifender Kontrolle und Manipulation durch den Partner an und zeichne sich oft durch ein fatales Abhängigkeitsverhältnis aus, erklärt Behnen. Auch zu Eltern oder anderen Bezugspersonen könne eine toxische Beziehung entstehen.
Sabrina sucht sich damals eigenständig eine Therapie und schafft es schließlich mit der Hilfe von zwei sehr guten Freunden, sich aus der Beziehung und der vielfältigen Abhängigkeit von ihrem Partner zu lösen. „Ich habe es heute sehr gut aufgearbeitet.“ Trotzdem werde sie von dieser Erfahrung ein Leben lang geprägt sein, vor allem, was Beziehungen zu anderen Menschen angingen.
Interessenten für die Selbsthilfe-Initiative „Toxische Beziehungen“ können sich telefonisch oder per Mail bei der Selbsthilfekontanktstelle Krefeld anmelden (siehe Info-Kasten). Dann könne es bereits Ende September oder spätestens Anfang Oktober losgehen und ein gemeinsamer Termin für das Gruppentreffen gefunden werden.