Neuer Ofen K 2 ist hungrig auf Hausmüll

Nach sechs Jahren Planung und zwei Jahren Bauzeit ist 100-Millionen-Ofen in den Probebetrieb gegangen.

Krefeld. Gedrängel am roten Knopf: Gleich vier Hände wollen den Greifer in Betrieb setzen, der seine erste Fracht dem K 2 zuführt, dem 100 Millionen Euro teuren Kessel der Müllverbrennungsanlage an der Parkstraße — die von Oberbürgermeister Gregor Kathstede („Einweihungen und Grundsteinlegungen sind meine Lieblingstermine“), SWK-Vorstandsvorsitzendem Carsten Liedtke, EGK-Geschäftsführer Hermann Josef Roos und Gert Riemenschneider vom Erbauer Fisia Babcock.

Doch nicht etwa der Inhalt von Krefelder Mülleimern schwebt zu den Klängen eines Ensembles der Musikschule Viersen in die Höhe, sondern die Unternehmensfahne.

Wer in der Abfallwirtschaft der Region etwas zu sagen hat und in Krefeld verbrennen lässt, war zur „Feuertaufe“ ins Festzelt der Entsorgungsgesellschaft Krefeld gekommen. Nur die Vertreter aus Mönchengladbach hatten anderes vor. Der „Täufling“ ist ein überaus hungriger Geselle: 25 Tonnen Hausmüll frisst er in der Stunde, 600 Tonnen jeden Tag, 30 Prozent mehr als Kessel 1.

K 2 ist ein Riese von 96 mal 20 mal 48 Metern, er wiegt 5000 Tonnen, hat eine „Körpertemperatur“ von 410 Grad und ist auch ungemein durstig: 90 Tonnen Wasser schluckt er in der Stunde.

Der Müll, der gleichmäßig verteilt auf dem Rost landen muss, damit kontinuierliche Verbrennung gewährleistet ist, hat die Qualität „schlechter Braunkohle“, wie Projektleiter Jost Gödde erläutert. Nur wenn der Ofen heruntergefahren wird, muss er mit Öl bei 800 Grad angefeuert werden. Dann gehen 20 000 Liter pro Stunde durch den Brenner.

Was haben Krefelder, Viersener, Neusser und Mönchengladbacher davon? „Eine sichere Abfallentsorgung“, sagt Liedtke. Und aus den 350 000 Tonnen verbrannten Mülls im Jahr werden rund 12 000 Haushalte mit Strom und 8000 Haushalte mit Fernwärme versorgt — bei Emissionen, die deutlich unter der durchschnittlichen Schadstofffracht eines deutschen Kraftwerkparks liegen.

Weil die biogenen Materialien „klimaneutral verbrannt werden, sorgen wir für eine CO2-Entlastung von 75 000 Tonnen im Jahr.“ Die Rauchgaswäsche kommt ohne Chemie aus; die Abluft wird im Kessel beständig angesaugt. Der Staub mit den Giftstoffen landet in Goretex-Schläuchen und wird in alten Salzbergwerksstollen endgelagert.