Neues Leben in alter Samtweberei
Nach fast zehn Jahren Leerstand wird der alte Textilbetrieb aufwendig saniert. Planungsprozess beginnt.
Krefeld. Der Putz von den Wänden in dem denkmalgeschützten Gebäude ist wegen Schimmelbefall bereits abgeschlagen. Die alte Samtweberei an der Lewerentzstraße 106/Tannenstraße 79 hat eine bewegte Geschichte hinter sich: In den 1890er Jahren nahm dort eine Textilfabrik ihren Betrieb auf. In den 1960er Jahren wurde sie ergänzt und in den 1970ern schließlich geschlossen. Danach zog die Stadtverwaltung in das Gebäude ein, seit 2007 steht es leer.
Der älteste Teil der alten Samtweberei soll ab Ende nächsten Jahres vor allem als Wohnraum ausgebaut werden. „Der Planungsprozess beginnt jetzt. Auf 2870 Quadratmetern werden 30 bis 35 Wohnungen entstehen, die 2017 bezugsfertig sind“, sagt Robert Ambrée vom Projektteam Urbane Nachbarschaftschaft Samtweberei, einer Initiative der Montag-Stiftung Urbane Räume. Sie investiert rund 7,5 Millionen Euro in den Gebäudekomplex, der größte Teil, 5,5 Millionen Euro, geht in dieses Gebäude. „Hier werden Mieter gesucht, die Lust auf gemeinschaftliches Wohnen und auf Engagement für das Viertel haben. Das Bewerbungsverfahren hat bereits begonnen.“
Eine weitere Million Euro soll als Fördermittel vom Städteumbau West beantragt werden, um die Halle mit dem prägnanten Sheddach (Sägezahndach) zu sanieren. Zum einen soll sie 40 bis 60 Stellplätze bieten. Der andere Teil soll als überdachter Platz allen zugänglich sein.
„Die genaue Nutzung ist noch unklar. Sie soll sich aus der Nachbarschaft und den Mietern entwickeln“, erläutert Ambrée bei einem Rundgang.
Zu dem hatte die SPD Krefeld-Mitte eingeladen. „Wir mussten leider viele Interessierte vertrösten. Daher wollen wir im Sommer einen weiteren Rundgang anbieten“, sagt SPD-Ratsfrau Anke Drießen-Segers.
Einer der Besucher ist Dieter Sch/mitz, Ende der 1950er Jahre hat er bei Scheibler & Pelzer eine Ausbildung zum Samtweber absolviert. Er weiß noch genau, wo was stand. Seit 1972 ist er zum ersten Mal wieder in der Alten Samtweberei. „Das war damals schon alles toll organisiert. Ich habe schöne Erinnerungen an die Zeit“, sagt er. Schmitz ist froh, dass jetzt hier etwas Gutes entsteht und ist von dem Projekt begeistert.
Neu belebt ist bereits das alte Verwaltungsgebäude der Samtweberei. „Wir nennen es Pionierhaus, weil hier die ersten Mieter wie Pioniere das Areal neu gestalten.“ Es ist zu 80 Prozent vermietet, nur die zweite Etage ist noch frei. „Hier suchen wir unter dem Motto ,Arbeiten mit den Wurzeln’ noch Mieter“, sagt Ambrée.