Krefelder Aleviten öffnen ihre Türen
Gemeinschaft feiert 10. Jahrestag der Eröffnung ihres Kulturzentrums an der Steinstraße.
Krefeld. Zwei Jahrestage feiern die Aleviten in Krefeld: Den 20. Jahrestag der Gründung ihrer Glaubensgemeinschaft und zehn Jahre seit der Eröffnung ihres Kulturzentrums an der Steinstraße. Die ehemalige Wäscherei präsentiert sich nach den ehrenamtlichen Umbauarbeiten durch die Mitglieder als offenes und helles Gebäude. Über vier Etagen verfügt die Gemeinde über Büro-, Seminar-, Gebets- und Veranstaltungsräume.
„Unsere Gemeinderäume haben sich als Plattform der Begegnung von Kulturen und eine Anlaufstelle für die Alltagssorgen der Menschen etabliert“, stellt Bilal Demirtas, Vorsitzender des Kulturvereins in seiner Begrüßungsrede zur Feierstunde fest.
Demirtas hebt dabei auch den seit September eingeführten Religionsunterricht an zwei Krefelder Schulen hervor. Nach den Sommerferien gab es die erste alevitische Religionsstunde für rund 30 Schüler in der Gemeinschafts-Grundschule Girmesdyk und im Ricarda-Huch-Gymnasium.
Die Aleviten in Krefeld treten ein für das friedliche Zusammenleben und für religiöse und kulturelle Toleranz. „Viele von uns sind inzwischen deutsche Staatsbürger und damit auch Beispiel für eine erfolgreiche Integration in die Gesellschaft.“ Deshalb sei es auch schwer, eine Zahl der Aleviten in der Stadt zu ermitteln. Demirtas schätzt sie auf rund 4000 bis 5000.
Der evangelische Laienprediger Klaus Thimm aus Bonn hob in seiner Festrede die Eigenständigkeit der alevitischen Religion hervor. „Seit fünfhundert Jahren und bis heute gibt es Unterdrückung und Verfolgung der Aleviten. Das ist bis heute ein tiefes Trauma.“ Ihr Urglaube sei älter als der Islam. Die verschiedenen ethnisch geprägten Schattierungen und Gruppen hätten Elemente des Islam aufgenommen oder seien dazu gezwungen worden, stellte der Theologe fest.
In Deutschland seien die Aleviten im Gegensatz zur Türke ein anerkanntes Element in der religiösen Landschaft. Beispielhaft sei ihre Leistung in der Integrationsarbeit.
Nach zwei Einreisewellen nach Deutschland zuerst als Gastarbeiter und später nach einem Militärputsch in der Türkei nach 1980 sei heute in der Alevitischen Gemeinde eine „wachsende Emanzipation“ an der Gesellschaft spürbar.