Ein Edel-Punk und Bad Boy
Schrill und schillernd verbreitet Kay Ray in der Kulturfabrik seinen derben Humor.
Krefeld. Um Kay Ray zu begreifen und zu beschreiben, bedarf es mehr als einiger Worte. Der wandlungsfähige Comedian aus Hamburg zappelt kettenrauchend, Bier und Wodka trinkend auf der Bühne der Kulturfabrik herum und provoziert, wo und wen immer er kann. Ohne Rücksicht auf jedwede Befindlichkeit und Moral. Wenn überhaupt, lässt sich der Edel-Punk an seiner Aussage messen: „Lieber unter Niveau amüsiert als über Niveau gelangweilt.“
Dazu passt sein zweites Credo: „Ich will Spaß haben und keinen Comedy-Preis gewinnen.“ Dabei nimmt er seine Fans mit und fordert sie bei seinen gefühlvollen Pop-Songs zum Mitklatschen auf. Dank seiner ausdrucksvollen Stimme kommt sogar Gänsehaut-Stimmung auf. Allerdings passen seine Songs wie auch seine Themen in kein Schema. Die Ausnahme ist Reinhard Meys „Gute Nacht, Freunde“, womit er seinen exzessiven Alkohol- und Tabakkonsum rechtfertigt.
Seine Provokationen kommen Rundumschlägen gleich. Political Correctness ist ihm ein Graus. „Die Löwen im Kölner Zoo werden mit Mett gefüttert — mit Achmed und Mehmet.“ Keine Berührungsprobleme hat er mit Behinderten. „Wissen Sie, was besser ist als eine Goldmedaille bei den Paralympics? Laufen!“, um sich danach bei einem Rollstuhlfahrer zu erkundigen, wie das passiert ist und er damit zurechtkommt.
Reaktionsschnell schnappt er Kommentare aus dem Publikum auf und hat keine Scheu, zwischen frech und beleidigend Ossis und andere Mitbürger aufs Korn zu nehmen. Einem fotografierenden Störenfried nimmt er das Handy ab, filmt zurück, lässt die Hose herunter, zieht es durch die Unterhose und rächt sich mit intimen Nahaufnahmen.
Der androgyne Komiker, zuvor stets als schwul eingeordnet, outet sich als bisexuell. Er habe eine hässliche Tochter, die er dennoch liebe. Vieles ist Satire oder schwarzer Humor, aber er lässt seine Anhänger im Unklaren darüber, was ernst gemeint oder pure Provokation ist. Rassistisch und sexistisch lässt er auch verstörte Zuhörer zurück, laviert zwischen Sensibilität in seinen Liedern und Sauerei in seinen Themen.
Er parliert hemmungs- und tabulos über alles, was sich unterhalb der Gürtellinie abspielt und pfeift auf alles Konventionelle. Als Bad Boy reißt er Witze über Tunten, Tanten und Lesben, über Moslems und Juden. Mal intelligent, mal plump, mal nonchalant, mal selbstironisch betreibt er ungeschützten Publikumsverkehr. Kurz: Die Kunstfigur Kay Ray ist nicht zu fassen.