Lebensgefahr Nicht nur bei Tauwetter ist ein Eisspaziergang gefährlich
Die DRK-Wasserwacht Krefeld übt am Elfrather See, wie man durchs Eis gebrochene Menschen rettet.
Krefeld. Immer wieder wagen sich Menschen auf zugefrorene Wasserflächen, trotz der Warnschilder. Was sollten Retter unbedingt beachten? Thorsten Kleemann, technischer Leiter der DRK-Wasserwacht Krefeld: „In Krefeld selbst gab es in letzter Zeit keine Eisrettungs-Einsätze, am Niederrhein und im Rheinland allerdings schon.“
Damit auch die Mitglieder der DRK-Wasserwacht Krefeld für den Ernstfall vorbereitet sind, wird die Eisrettung geübt: „Der Elfrather See ist nicht jedes Jahr zugefroren. Aber wenn das der Fall ist, nutzen wir die Chance meistens sofort“, erklärt Kleemann. Der Elfrather See hat zurzeit eine Temperatur von einem Grad: „Wenn man in normaler Kleidung einbricht, kann man sich nach einer Minute nicht mehr bewegen“, sagt Kleemann. „Die Kleidungsstücke ziehen sich voll Wasser und der Körper kühlt ohne Kälteschutz sehr schnell aus, so dass die Muskeln nicht mehr arbeiten.“
Anna Gosmann, Bootsführerin und Rettungsschwimmerin, führt das direkt vor: „Nie versuchen, gerade aus einem Loch herauszukommen, sondern schräg, um damit mit mehr Fläche aufs Eis zu kommen.“
Ist das nicht mehr möglich, ist der Eingebrochene auf Hilfe angewiesen: Helfer sollten als Erstes einen Notruf absetzen. Kleemann: „Danach sollte ich mich umschauen, welche Hilfsmittel ich zur Verfügung habe. Ist ein Café in der Nähe, könnte zum Beispiel ein Tisch helfen, aber auch lange Stöcke können verwendet werden. Die Hauptsache ist, dass die eigene Reichweite verlängert wird.“
Um das vorzuführen, wird Gosmann von Jennifer Thissen, Rettungsschwimmern und Wasserretterin nun aus dem Loch im Eis einmal mithilfe zweier Seile und einmal mithilfe eines Spineboards (ein aus Hartplastik bestehendes Hilfsmittel zur Rettung verunglückter Menschen) gerettet: „Wichtig ist in jedem Fall, dass das Gewicht auf der zugefrorenen Wasserdecke verteilt wird und man sich liegend dem Eingebrochenen nähert“, erklärt Kleemann den Rettungsvorgang.
Nachdem Jennifer Thissen sich zur Einbruchsstelle robbt, das Seil auswirft und Anna Gosmann es nimmt, können die beiden von den Helfern, Kleemann und Jan Walter, ebenfalls Rettungsschwimmer und Rettungssanitäter, herausgezogen werden.
Auch wenn alles gesichert war und die Übung mithilfe von Kollegen lief, erinnert Gosmann sich noch sehr genau an ihre erste Übung: „Der Moment, wenn das Eis bricht und man erst mal ins Wasser rutscht, ist sehr unangenehm.“
Obwohl viele Menschen die Gefahren kennen, ignorieren sie sie: „Viele sind sehr leichtsinnig und rechnen nicht damit, dass die Eisdecke nicht überall gleich dick ist“, sagt Thissen. Gerade darin lägen aber Gefahren, erklärt Kleemann: „Natürliche Gewässer können immer gefährlich sein.“