Pfotentisch versorgt 800 Tiere
Die Tierschützer sammeln seit knapp zwei Jahren Futter ein und verteilen es an bedürftige Tierhalter.
Krefeld. „Wer bist Du?“, fragt Coco, legt den Kopf schief und schaut den Besucher skeptisch an. Susanne Lips hat die Gelbstirnamazone vor einem Jahr von der 80-jährigen Vorbesitzerin in der Annahme übernommen, den Vogel schnell vermitteln zu können. Ein Irrtum, wegen eines verkrüppelten Fußes. Also hat Coco sein Zuhause in der Tackheide, ebenso wie Mischling Ronja, Labrador Leo, Kater Odin und die hochbetagte Katze Gisemine Mäusel. Susanne Lips’ Herz schlägt für Tiere, nicht nur für die eigenen.
Vor knapp zwei Jahren, am 1. Oktober 2013, hat sie in Krefeld einen Ableger des Wuppertaler Vereins Pfotentisch gegründet. Zuvor hat sie sich für Auslandstiere engagiert, jetzt kümmert sie sich vor der eigenen Haustür.
„Wir versorgen Bedürftige mit Futter oder auch Streu für ihre Haustiere“, erzählt Jörg Koppers, ihr Schwiegersohn.
In die Vereinsarbeit ist mittlerweile die ganze Familie eingebunden, inklusive Tochter Melanie und Enkel Nicolas. Mit Flyern, Mund-zu-Mund-Propaganda und über soziale Netzwerke suchen sie Unterstützung. Manche Spender geben drei Dosen, andere mehr, „jeder wie er kann“, sagt Lips. „Der Kreis der Klienten wächst schneller als der der Spender.“ Eine Elfratherin sorge regelmäßig für teures Spezialfutter für nierenkranke Tiere. „Sie fragt jeden Monat, was benötigt wird, und macht dann einen Großeinkauf“, erzählt Melanie Koppers.
An sechs Sammelpunkten werden die Spenden angenommen, an einem Samstag im Monat ausgegeben. Das passierte in der Anfangszeit am Neumarkt und auf dem Theaterplatz, mittlerweile in Doggy’s Beauty Shop an der Alten Linner Straße. Jutta Sagebaum und Angela Schmitz scheuen dafür keine Mühe: Freitagsabends räumen sie ihren Laden für die Spenden aus und erleben samstags, wie sich lange Schlangen bilden. 115 Kunden kommen im Schnitt. „Über kurz oder lang brauchen wir eine eigene Ausgabestelle“, sagt Lips.
Rund 800 Tiere — inklusive Kleintieren wie Meerschweinchen, Kaninchen oder Vögel — versorgt der Verein laut Jörg Koppers. Samstags ist der Andrang besonders groß. „Das sind zur Hälfte Hartz IV-Empfänger und Rentnerinnen“, sagt Susanne Lips. Jeder Bedürftige, der sich ausweise, bekomme Nass- und Trockenfutter für drei Tage für maximal zwei Hunde oder Katzen — das ist der Grundsatz von Pfotentisch. Natürlich wisse man, dass manche Halter mehr Tiere hätten, „aber es muss ja auch gerecht sein“, sagt Lips.
Nach wie vor ist der Verein auch auf dem Theaterplatz präsent. Einmal monatlich an einem Samstagnachmittag werden dort Futterrationen an obdachlose Tierhalter verteilt. Seit Februar beliefert Jörg Koppers auch Kunden, die nicht mobil sind. „Ich führe die Kundenkartei und mir fiel auf, dass einige nicht wiederkamen oder nur in großen Abständen. Da habe ich nachgefragt.“
Das alles zu bewältigen, ist für den Verein nicht einfach. 15 Mitglieder sammeln die Sachspenden ein. Ein Bus, ein Anhänger und ein kleineres Lieferfahrzeug stehen zur Verfügung. Geld für Sprit und andere Kosten werden beispielsweise durch den Verkauf von Trödel erwirtschaftet. „Wir sind regelmäßig auf dem Sprödentalplatz und an der Grotenburg“, sagt Susanne Lips.