Philadelphiastraße: „Katastrophale Umstände“
Durch die Umleitung kommen auf die Anwohner der Philadelphiastraße schwere 15 Monate zu.
Krefeld. Grau, trist und stark befahren. Mit wenigen Worten ist die Philadelphiastraße beschrieben. Wenn die Arbeiten für den Ostwall-Umbau beginnen, werden nicht nur 15 000 Fahrzeuge mehr pro Tag die Fahrbahnen dieser und der Neue Linner Straße nutzen. Über die vom ÖPNV sonst nicht genutzte Strecke werden zusätzlich Busse und Bahnen umgeleitet. 15 Monate lang leben die Anlieger mit einer starken Belastung. Und wie es mit der Philadelphiastraße danach weitergeht, ist auch noch offen.
„Wir leiten bis zu 1000 Kraftfahrzeuge pro Stunde um, die den Ostwall an dieser Stelle passieren. Hinzu kommen 30 Busse und 36 Straßenbahnen. Das alles musste koordiniert werden“, sagt Hartmut Könner, Leiter des Fachbereichs Tiefbau.
„Für mich ist es erschütternd, dass im Zusammenhang mit dem Ostwallumbau nicht über die Belastungen der Menschen auf der Philadelphiastraße gesprochen wird“, sagt SPD-Ratsfrau Anke Drießen-Seeger. „Denn dort müssen die Anwohner 15 Monate lang unter katastrophalen Umständen leben und arbeiten. Sie sind die wirklich Leidtragenden der Umbauphase Ostwall.“
Jetzt würde es sich bitter rächen, dass die Straße nicht vor den Baumaßnahmen am Ostwall umgestaltet wurde. Die politische Verantwortung dafür trügen CDU und FDP, die entsprechende Mittel nicht zur Verfügung gestellt hätten, erklärt die Sozialdemokratin weiter. „Jetzt werden in die Haltestelle Ostwall 20,5 Millionen Euro investiert, aber in den Umbau der Philadelphiastraße kein Cent.“
Verkehrsexperten gehen von zusätzlich 15 000 Fahrzeugen pro Tag auf den Umleitungen Neue Linner Straße und Philadelphiastraße aus. „Wohlgemerkt — auf einer Straße, die jetzt schon an den Grenzen der Belastbarkeit ist und sich baulich in einem desolaten Zustand befindet“, erklärt der baupolitische Sprecher der SPD-Fraktion, Hans Butzen. In den Spitzenzeiten, zwischen 15 und 19 Uhr, müsse dort mit 4500 Autos zusätzlich gerechnet werden. In den Zeiten der größten Belastung für die Anwohner, zwischen 18 und 21 Uhr, würden dort wohl knapp 2000 Fahrzeuge mehr passieren.
Guido Stilling, Geschäftsführer von SWK-Mobil, erklärt, dass zusätzlich zu diesem Verkehrsaufkommen ab 10. März 2014 bis Sommer 2015 alle Busse und Straßenbahnen über die Philadelphiastraße geführt werden. Hans Butzen rechnet vor, dass alleine zwischen 6 bis 9 Uhr und am Nachmittag zwischen 16 und 20 Uhr zusätzlich 210 Busse und 252 Straßenbahnen die Philadelphiastraße belasten werden.
„Wir haben uns seit 2008 für den Umbau mit leiser Fahrbahn, festem Parkraum, sicherem Radfahrweg, Linksabbiegespuren und mehr Baumbestand ausgesprochen“, sagt Butzen.
Er möchte jetzt von der Verwaltung wissen, ob es Möglichkeiten gibt, die Belastungen für die Anwohner der Straße im Verfahren noch zu reduzieren. „Wir werden mit eigenen Mehrheiten nach der Kommunalwahl dem Umbau dieser Straße absolute Priorität einräumen.“
Cornelius Schmidt, der stellvertretende Vorsitzende der Bürgergesellschaft Schinkenplatz, spricht schon über die Zeit nach dem Ostwall-Umbau: „Es ist die Pflicht und Schuldigkeit der Stadt, diese stark belastete Straße zu sanieren. Sie darf nicht die nächsten 20 Jahre vor sich hinkümmern.“