Deutsch-Niederländische Zusammenarbeit Pilotprojekt: SPD will Pflegekräfte aus Holland holen
Die Arbeitsagenturen dies- und jenseits der Grenze sollen besser kooperieren.
Krefeld. „Im Bereich der Pflege schlägt der demografische Wandel gleich doppelt zu. Es wird mehr Menschen geben, die Pflege brauchen. Gleichzeitig wird die Zahl der Erwerbstätigen sinken.“ Diese Prognose hat die Arbeitsagentur bereits bei einer Pressekonferenz im Februar 2015 gestellt. Mehr als ein Jahr später ist das Problem des Fachkräftemangels im Pflegesektor noch nicht gelöst. Die SPD Niederrhein will nun die deutsch-niederländische Zusammenarbeit verbessern, um einen möglichen Lösungsweg aufzuzeigen.
„Es ist kein Geheimnis, dass es in den Niederlanden ausreichend Fachpersonal gibt“, sagte Landtagsabgeordnete Britta Altenkamp jetzt in Kempen. „Und weil wir gerade am Niederrhein einen Brennpunkt in Sachen Fachkräftemangel haben, sollten wir diese Chance nutzen.“ Neben den Pflegekräften kann sich die SPD vorstellen, auch bei der Kindererziehung Fachpersonal aus den Niederlanden einzusetzen. Auch in diesem Bereich sei der Bedarf an Fachkräften hoch.
Um den Weg von Arbeitskräften von Holland nach Deutschland — und auch andersherum — zu vereinfachen, müssten sich in erster Linie die Behörden umstellen. „Die Kräfte in den Niederlanden sind zwar gut ausgebildet. Eine Vermittlung scheitert aber häufig daran, dass seitens der Kostenträger in Deutschland speziell zertifizierte Abschlüsse eingefordert werden“, so Altenkamp.
Dass die Niederländer nicht schlechter ausbilden, zeige die Tatsache, dass viele Arbeitnehmer auf „informellem Weg“ nach Deutschland finden. „Da werden hiesige Arbeitgeber auch schon mal zufällig in den Niederlanden fündig“, sagt die Landtagsabgeordnete. „Deshalb ist es an der Zeit, dass die Verfahren offizieller werden.“
Aus diesem Grund möchte die Niederrhein-SPD ein Pilotprojekt an den Start bringen. Die Arbeitsagenturen auf beiden Seiten der Grenze sollen zusammenarbeiten. Mit zusätzlichem Personal könnten Arbeitnehmer steuer- und arbeitsrechtlich beraten werden. Zudem könnten Sprachkurse angeboten werden. „Und die Unterschiede bei der Anerkennung von Berufsabschlüssen könnten abgebaut werden“, ergänzt der Kempener Bundestagsabgeordnete Udo Schiefner, der bei der grenzüberschreitenden Zusammenarbeit auch Chancen für die Logistikbranche sieht.
Ein weiterer Aspekt des Pilotprojektes ist aus Sicht von Schiefner, wie man Arbeitnehmer in die Niederlande vermitteln kann. „Im Moment ist es leichter, einen Kempener Arbeitnehmer mit Unterstützung durch Fördergeld nach München zu vermitteln als ins 20 Kilometer entfernte Tegelen“, so Schiefner.
Auf Landesebene hat die SPD am Niederrhein nach eigenen Angaben schon „gute Gespräche“ geführt, um das Projekt an den Start zu bekommen. Um die Kosten von 300 000 Euro bei der Arbeitsagentur zu decken, soll das Land Mittel bereitstellen. „In Kürze stehen konkrete Gespräche in Düsseldorf an“, sagt Schiefer. Wenn alles glatt läuft, könne es Anfang 2017 losgehen. Das Pilotprojekt soll zwei Jahre dauern und wissenschaftlich begleitet werden. Schiefner: „Wir haben ja die Hochschule Niederrhein. Die würde sich anbieten.“