Krefeld Poetry Slam: von Träumen, Seifenblasen und Meerschweinchen

13 Teilnehmer wetteifern mit lyrischen Texten beim zweiten Krefelder Schul-Slam in der Mediothek um die Gunst des Publikums.

Foto: Andreas Bischof

Krefeld. Eines fällt beim Betreten der Mediothek an diesem Abend sofort auf: Die Anordnung der Stühle ist anders als im Vorjahr. Was im ersten Moment vielleicht profan klingt, zeigt aber eine steile Entwicklung, wie auch Evelyn Buchholz, Leiterin der Mediothek, bestätigt: „Wir haben uns so die Möglichkeit gelassen, noch Stühle dazu zu stellen.“ Von dieser Möglichkeit wurde beim zweiten Krefelder Schul-Slam auch rege Gebrauch gemacht. Im Gegensatz zum Vorjahr ist der Veranstaltungsraum fast voll, als sich die Teilnehmer dem Wettbewerb stellen.

Foto: Andreas Bischof

Während im vergangenen Jahr noch zehn Teilnehmer gegeneinander antraten, sind es in diesem Jahr 13, was Johannes Floehr, Moderator des Abends, so erklärt: „Drei Schüler kommen jeweils vom Gymnasium am Stadtpark und von der Gesamtschule am Kaiserplatz. Da der Gewinner aus 2016 vom Fichte-Gymnasium kam, durften sie in diesem Jahr vier Teilnehmer stellen.“ So weit, so gut. Woher kommen jedoch die weiteren drei? „Die anderen Teilnehmer kommen aus den Poetry-Slam-Workshops, die in der Mediothek veranstaltet wurden“, klärt Floehr, der die Workshops geleitet hat, auf.

Die Workshops, die vorher in den Schulen veranstaltet wurden und so auf das Thema Poetry Slam aufmerksam machten, werden von Schreibland NRW finanziert, was Buchholz als großen Gewinn betrachtet: „Toll, dass Schule so etwas mittlerweile ermöglicht.“ Dem kann sich Floehr in seiner Anmoderation nur anschließen: „Wenn man den Schülern ein Blatt Papier gibt, haben sie durchaus noch kreative Gedanken.“ Und einige dieser Gedanken haben sogar den Weg auf die Bühne gefunden, wie zum Beispiel die des ersten Slammers, Deniz: „Ich will selber denken. Ich will das Orchideenfach Philosophie studieren.“

In der Tat ist der Großteil der Texte tiefsinnig und überrascht mit bildlichen Vergleichen. Wie auch der Text „Wie sehr Träume Seifenblasen ähneln“ der ersten Gruppensiegerin Emily, in dem sie dazu aufruft, sich nicht vor seinen Träumen zu verstecken, sondern sich „von Seifenblasen an der Nase kitzeln zu lassen“. Mit diesen bildlich-motivierenden Worten schafft es die Teilnehmerin der Mediothek-Workshops, die von den Slammern als Phoenix-Akademie betitelt wurde, ins Finale.

Neben dem Plädoyer fürs Anderssein und der Liebe sticht in der zweiten Gruppe vor allem ebenfalls der Text eines Mitgliedes der Phoenix-Akademie hervor. Henry stellt sich die Frage, was er sich wünschen würde, wenn er einen Wunsch frei hätte. Auf amüsante Art legt er dar, warum er gerne ein Meerschweinchen oder auch eine Ameise wäre. Mit dem humorvollen Beitrag, in dem Henry mit verschiedenen Stimmen spricht, kommt er als Sieger der zweiten Gruppe ebenfalls ins Finale.

Der dritte Finalist, Felix, nimmt ebenfalls auf humoristische Weise einen neuen Jugendtrend aufs Korn: das Screamen, zu Deutsch Schreien. In jedem seiner Sätze schreit er an einer Stelle wild drauf los und kriegt schon bald die Lacher des Publikums. Am Ende der Veranstaltung entscheidet sich die Jury aus fünf unabhängigen Zuschauern jedoch für Henry, der damit im nächsten Jahr an der U 20 NRW Poetry Slam Meisterschaft in Krefeld teilnehmen darf.