Poetry Slammer gibt den Anti-Star
Jason Bartsch feiert die Vorpremiere zu seinem neuen Programm „Heiterkeit als Recht auf Freizeit“ im Café Lentz in Krefeld.
Krefeld. Patrick Salmen, Jan Philipp Zymny oder halt Jason Bartsch. Sie sind schon ganz eigene Typen, diese Poetry-Slam-„Stars“. Als Stars würden sie sich mit großer Wahrscheinlichkeit auch niemals selbst bezeichnen. Eher als Poeten. Als Wanderer, die durch die Gegend reisen und hie und da ihre Werke vortragen. Gefeiert werden sie, insbesondere bei der jüngeren Generation, aber trotzdem, wie wahre Helden.
Unglamourös sieht er aus. Er trägt einen schwarzen Kapuzenpulli und eine Hose, die im weitesten Sinne auch als Jogginghose durchgehen könnte. Dies hat allerdings weniger mit dem fehlenden Respekt gegenüber dem Publikum zu tun, sondern mehr mit der vollkommenen Uneitelkeit der eigenen Person gegenüber. Jason Bartsch hat vor vier Jahren, nachdem er schon jahrelang in einer Schulband gespielt hat, mit Poetry Slam angefangen. Nach und nach kam der Erfolg. Letztendlich entschied sich Bartsch auch dazu seine musikalischen Talente auf der Bühne einzusetzen.
Jason Bartsch erzählt von seinen Erlebnissen mit der Deutschen Bahn
So entstanden Soloshows, bei denen der gebürtige Solinger dem Publikum nicht nur Texte präsentierte, sondern auch musikalische Einlagen. Genauso bei seinem neuen Bühnenprogramm „Heiterkeit als Recht auf Freizeit.“ Als Bartsch auf die Bühne geht, könnten die, die nicht wissen, dass es sich hierbei um den Poetry Slammer handelt, auch denken, es sei ein Techniker.
Vollkommen entspannt, drückt der 22-Jährige auf die Knöpfe seines Laptops und beginnt eine Aufnahme abzuspielen. „Hi“ erklingt es und Bartsch formt mit den Lippen das gleiche Wort und vollführt roboterartige Bewegungen. So geht es weiter, bis aus dem „Hi“ der Programmtitel „Heiterkeit als Recht auf Freizeit“ wird.
Die Verwirrung der ersten Sekunden, die mit der Frage einhergeht, was der Mann auf der Bühne da eigentlich macht, weicht einem Grinsen. Irgendwie ist er schon etwas verrückt, der Typ, der da steht und mit seiner Brille und den braunen, leicht zerzausten Haaren einem verrückten Professor ähnelt.
Dass er viel durch die Welt reist, wie er im fortlaufenden Programm erzählt, wundert da weniger. Nur zu gut passt der Lyriker zu dem Klischee eines Dichters, der durch die Gegend reist. Nur das dieser Poet anstatt zu Fuß oder der Postkutsche heute mit der Bahn reist. Diese Fahrten dienen dem 22-Jährigen auch als Inspirationsquelle. So zum Beispiel auch für sein Lied, das er dem Publikum im Café Lentz vorträgt: „Thänk you much for Realitätsverlust wiz deutsche Bahn“.
Bartsch ist nicht einer dieser Comedians, die hektisch über die Bühne rennen und dabei keifend über Geschlechterproblematiken oder Ausländer Witze machen. Überhaupt entsteht der Eindruck, dass der Poet eher selten gewollte Witze macht. Vielmehr ist es die Attitüde, mit der er seine Erlebnisse schildert, die das Publikum zum Lachen anregt.
Es passt einfach so überhaupt nicht, wenn der „wie ein Maulwurf aussehende“ Poet Worte wie „Swag“ verwendet. Stets scheint es so, als würde er die modernen Wörter und Jugenderscheinungen eher aufs Korn nehmen. Aber natürlich auf vollkommen unspektakuläre Art und Weise. Es scheint fast der Anti-Star-Eindruck zu sein, der ihm am Ende des Abends den Applaus des Publikums einbringt.