Kultur Andy Lumpp kommt ins Tam

Das Theater am Marienplatz zeigt im Juni drei Gastspiele. Das erste ist heute um 20 Uhr.

Foto: Hyou Vielz

Krefeld. Was ist jetzt passiert? Die WZ geht ins Theater am Marienplatz (Tam), und es ist weder Freitagabend noch 22 Uhr. Ist Tam-Hausherr Pit Therre milde geworden? Warum weicht er jetzt von seiner jahrzehntelang gepflegten Gewohnheit ab, erst zu später Stunde nur die vermeintlich wirklich an den Aufführungen Interessierten zu empfangen? Die Veranstaltungen seien ja keine Tam-Aufführungen, bescheidet Therre den zweifelnden Berichterstatter. Wie jetzt? Das seien ja Gastspiele, fährt Therre fort. Nun gut, es mögen Gastspiele sein, aber was Therre sich da für drei Samstagabende im Juni jeweils ab 20 Uhr ins Haus holt, verspricht dennoch interessant zu werden.

Es geht los am heutigen Samstag, 10. Juni, mit einem Jazzpianisten, der vor etwa 35 Jahren zu den interessantesten Musikern der deutschen und speziell der Kölner Jazz—Szene zählte. Andy Lumpp gehörte zu den zentralen Figuren einer Bewegung, die in Deutschland mit dem Begriff New Jazz bedacht wurde. Als Stilbegriff setzte sich die Bezeichnung nicht durch, die Musiker spielten im weiteren Sinne eine Art Fusionmusik, die den Jazzrock wieder mit Modern-Jazz-Elementen erdete. Andy Lumpp saß damals etwa bei der Band Riot am Piano, einer Gruppe die mit ihrem Leiter Uli Beckerhoff, einem Ausnahme-Trompeter, für Aufsehen sorgte — auch in Krefeld.

Gilbert Tassaux (1935—1983) war Extrembergsteiger und Autor und fand unter merkwürdigen Umständen den Tod. Angeblich auf eigenes Verlangen wurde Tassaux in einer psychiatrischen Klinik in Bern von einem Mitpatienten erschlagen. Der Düsseldorfer Künstler Markus Mußinghoff und Thomas Kaiser haben aus Briefen aus Tassaux’ Nachlass und seinen Werken ein Hörspiel montiert, das der Saarländische Rundfunk am 26. Oktober 1994 erstausgestrahlt hat.

Dabei entstand ein Lebensbild, das Tassaux als Grenzgänger zeigt: in den unwirtlichen Zonen des Hochgebirges und in der Umklammerung durch psychische Probleme. Am Samstag, 17. Juni, kann man das Hörspiel „Die Folter“ im Tam hören, Markus Mußinghoff, einer der beiden Autoren, wird anwesend sein.

Mit dem letzten Gastspiel am Samstag, 24. Juni, gerät das Tam, abgesehen vom Termin, dann schon wieder ins übliche Fahrwasser. Der Pianist und Komponist Urs Peter Schneider reist aus der Schweiz an. Schneider war schon oft im Tam zu Gast, seine Werke wurden hier schon oft aufgeführt. Zusammen mit dem Klarinettisten Philippe Micol präsentiert Schneider „Charakterstücke der Romantik und Gegenwart“. Dabei kontrastiert er drei Zyklen von Robert Schumann mit drei eigenen Werken. Romantik trifft hier also auf zeitgenössische musikalische Konzeptkunst.