Prozess: Arzt wegen „Gefälligkeitsattest“ angeklagt
56-Jähriger soll dafür gesorgt haben, dass ein Türke bleiben durfte.
Krefeld. Gegen einen 58 Jahre alten Arzt aus Krefeld mit türkischen Wurzeln hat die Staatsanwaltschaft Wuppertal Anklage wegen Beihilfe zur betrügerischen Erlangung von Aufenthaltsgenehmigungen erhoben. Er soll einem heute 24 Jahre alten Türken eine posttraumatische Belastungsstörung mit Suizidgefährdung attestiert haben. Daraufhin durfte der damals 21-jährige Mann in Deutschland bleiben.
Der geständige Türke ist am Mittwoch in Wuppertal wegen Bestechung zu milden 150 gemeinnützigen Arbeitsstunden rechtskräftig verurteilt worden. Damit ist die gerichtliche Aufarbeitung des Wuppertaler Bestechungsskandals („Gemüse-Connection“) fortgesetzt worden, in den anfangs 201 Personen verwickelt waren. Die beiden Haupttäter, ein türkischer Gemüsehändler (55) und der Leiter des Wuppertaler Ausländeramtes (58) sind bereits zu vier Jahren bzw. vier Jahren und drei Monaten Haft verurteilt worden.
Auch im Fall des heute 24-Jährigen soll der Gemüsehändler („Onkel Mehmet“) die Kontakte zu dem Fachbereichsleiter hergestellt haben. Beide teilten sich die 6000 Euro Schmiergeld. Laut Anklage soll der leitende Beamte dann den Arzt aus Krefeld damit betraut haben, ein falsches Gesundheitszeugnis auszustellen.
Diesen Vorwurf hat der beschuldigte Mediziner im Ermittlungsverfahren allerdings zurückgewiesen. Weil gegen ihn selbst Anklage erhoben worden ist, war der Arzt in der Verhandlung nicht als Zeuge geladen.