Notunterkunft Rätselraten um die Kaserne

Wird das Areal an der Kempener Allee vom Land als Zeltstadt für Asylsuchende genutzt? Konkrete Hinweise gibt es nicht.

Foto: Dirk Jochmann

Krefeld. Gerüchte gibt es, aber bisher keinerlei Anzeichen vor Ort dafür, dass auf dem Kasernengelände an der Kempener Allee Zelte als Ersteinrichtung des Landes NRW für Asylbewerber aufgestellt werden. Die Haupttore sind wie in den vergangenen 13 Jahren, seit dem Auszug der britischen Royal Signals, hermetisch verschlossen. Auf dem zwölf Hektar großen Gelände sprießen Grün und Unkraut, aber keine Zelte.

Aleksander Maryniak, der in einer Stichstraße zur Kempener Allee in unmittelbarer Nachbarschaft der Kaserne wohnt, schüttelt den Kopf. „Da tut sich gar nichts. Fotografen habe ich ab und an mal gesehen, ansonsten ist hier tote Hose“, sagt der frühere städtische Angestellte. Auch von möglichen Plänen der Landesregierung, hier auf dem Exerzierplatz Zelte für Asylsuchende aufzustellen, habe er bisher nichts gehört. Diese Fläche nordwestlich des Sendeturms ist rund 12 000 Quadratmeter groß.

Entgegen verbreiteter Ansicht sind die früheren, denkmalgeschützten Wohngebäude auf dem Kasernengelände nur nach einer aufwendigen Sanierung bewohnbar. Neben umfangreichen Arbeiten für Brandschutz und Wärmedämmung müssten alle sanitären Anlagen überholt, Wasser-, Strom- und Gasleitungen erneuert werden.

Fachleute rechnen, dass nach einer behördlichen Genehmigung (Bebauungsplan) durch die Stadt für diese Arbeiten mindestens ein Jahr veranschlagt werden müsse. Stadt-Pressesprecher Timo Bauermeister verweist darauf, dass die Stadt ein Angebot der Eigentümerin, der Bundes-Immobilien-Agentur (Bima) zur zeitlich begrenzten Nutzung der Gebäude für Flüchtlinge im Hinblick auf deren schlechten baulichen Zustand abgelehnt habe.

Bereits vor einer Woche hatte die WZ das Thema aufgegriffen und dazu den städtischen Dezernenten Thomas Visser befragt. Er stellte dazu fest, dass das Land NRW „von sich aus im Rahmen einer offiziellen Anfrage nach möglichen Standorten für Zeltstädte die Kaserne ins Gespräch gebracht hat. Genauer gesagt, den Exerzierplatz, auf dem Zelte aufgestellt werden könnten.“

Zu dieser Frage habe es „bereits Ende des letzten Jahres ein Gespräch zwischen der Bima und dem Land NRW gegeben.“ Wegen der zu erwartenden hohen Kosten sei die Idee zurückgestellt worden. Visser: „Wir als Stadt versprechen uns, dass diese Möglichkeit jetzt zum Durchbruch kommt, wenn das Land die Idee selber aufgreift.“

Die Bezirksvorsteherin für den Bezirk Nord, Gisela Klaer (SPD) bestätigt das. Sie weiß nichts von einer konkreten Umsetzung der Erwägungen des Landes. Das bestätigt auch Bauermeister: „Konkrete Pläne des Landes für die Aufstellung von Zelten oder einer Traglufthalle sind uns nicht bekannt.“

In den vergangenen Jahren hatte die Bima mit einer Reihe von potenziellen Investoren verhandelt. Alle aber hatten nach eingehender Prüfung der Lage, der Bausubstanz, Denkmalschutz, Altlasten und der anderen (auch unterirdischen) Anlagen dankend abgewunken. Der Bodenrichtwert an der Kempener Allee wird mit 270 Euro pro Quadratmeter angegeben. Der Stadtteil verfügt mit Schulen, Kindergärten, Sportstätten und Geschäften sowie Verkehrsverbindungen bei nur 2,5 Kilometer Entfernung zur Innenstadt über eine sehr gute Infrastruktur.