Krefeld Raubmord-Prozess: Rentner erzählte Tochter von mutmaßlichen Tätern

Verwandte hatten das Opfer mehrfach gewarnt, sagt eine Ziehtochter im Krefelder Prozess um den Raubmord an der Drießendorfer Straße. Die Angeklagten schweigen weiter.

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Krefeld. Gewarnt hatten ihn seine 35-jährige Ziehtochter und ihr Ehemann mehrfach. Geholfen hat es am Ende nichts. Zwei Wochen vor seinem gewaltsamen Tod hatte der 79-jährige Hans Werner L. ihnen von zwei Frauen erzählt, die ihn öfter mal besuchten und bei ihm putzen wollten. Er selbst habe sie als „Zigeuner“ bezeichnet. Im Zeugenstand erzählten die Angehörigen, dass sie Hans Werner L. daraufhin geraten hatten, sehr vorsichtig zu sein. Er habe gesagt, dass er schon auf sich aufpassen werde. Eine der mutmaßlich genannten Frauen sitzt im Mordprozess vor der 1. Großen Strafkammer auf der Anklagebank.

Gemeinsam mit vier Mitangeklagten soll Iwona G. (53) den Rentner in seiner Wohnung an der Drießendorfer Straße am 26. Oktober 2016 ermordet haben, um ihn auszurauben. Ältere Menschen auf der Straße nahe ihrer Wohnung anzusprechen und sich dann unter einem Vorwand Zutritt zu der Wohnung zu verschaffen, sei ein Vorgehen, mit dem die Angeklagte schon mehrfach in Verbindung gebracht worden war. Das schildert der Leiter der Krefelder Mordkommission im Zeugenstand.

Als ersten Tatverdächtigen hatten die Ermittlungsbehörden aber den 40-jährigen Jerzy S. ausgemacht. Die DNA des Solinger Angeklagten wurde am Panzerband gefunden, mit dem der Rentner gefesselt worden war. Nach weiteren Zeugenaussagen und telefonischen Abhöraktionen konnte die Polizei nach und nach weitere Tatverdächtige ausmachen.

800 Euro Rente habe das Opfer bekommen, sagt der Leiter der Mordkommission. Schulden beim Vermieter und den Stadtwerken lassen darauf schließen, dass der Mann nicht viel Geld hatte. Er hatte einige Antiquitäten in seiner Wohnung stehen, die die Angeklagten mutmaßlich für wertvoll hielten. Sie könnten der Grund für den Raubüberfall gewesen sein.

Einige der Stücke wurden später bei den Angeklagten gefunden. Offenbar war es der Vermieter, der Hans Werner L. eine Zeit lang nicht gesehen hatte und daher die Ziehtochter benachrichtigte. Gemeinsam hätten sie an der Wohnungstür geklopft und gerufen. Die Frau sagte im Zeugenstand, dass sie aufgrund des Alters schon das Schlimmste vermutete: „Da wusste ich schon, dass er tot ist.“ Von einem Verbrechen sei sie da aber noch nicht ausgegangen. Der grausige Anblick des im Badezimmer gefesselten und erstickten Mannes blieb ihr erspart.

Die Angeklagten haben sich bisher nicht im Prozess geäußert. Der nächste Fortsetzungstermin ist für den 25. August vorgesehen.