Langfinger unter Kunden Lieblingsbeute der Hotelgäste sind Bademäntel
Alles von Badeschlappen bis zum Fernseher oder Kunstwerk wird gestohlen — und zwar in Fünf-Sterne-Häusern mehr als bei vier Sternen. In Krefeld gibt es aber aus anderen Gründen Security-Einsätze.
Krefeld. Es ist ein dreister Fall: „Unlängst hat jemand zwei Kopfkissen mitgenommen“, erzählt Wolfram Lawall, Pächter des Garden Hotels in Zoonähe. Wohlgemerkt: Gleich zwei Kopfkissen aus ein und demselben Doppelzimmer. Ansonsten aber kann sich der Bockumer Hotelier in Sachen Diebstahl nicht beklagen. „Das ist kein Riesenproblem bei uns“, sagt er. Und fügt leicht ironisch hinzu: „Die Fernseher sind alle noch da.“
Dabei ist der TV-Klau weniger abwegig, als man glauben möchte. Laut einer aktuellen Studie des Hotel-Guide Wellness Heaven nehmen Gäste auch schon mal teure Technik aus ihrem Zimmer mit. Wellness Heaven hat dazu mehr als tausend Hoteliers befragt, welche Gegenstände am häufigsten entwendet werden. Das Hauptergebnis: „Die erdrückende Mehrheit der Gäste klaut Handtücher und Bademäntel“, so die Internetplattform. Dicht gefolgt würden die beiden Spitzenreiter von Kleiderbügeln, Stiften und Besteck.
Das deckt sich mit den Erfahrungen von André Obiglo, stellvertretender Direktor des Mercure-Parkhotels Krefelder Hof, wenngleich es sich seiner Aussage nach im Rahmen hält. „Klar, es fehlt schon mal ein Bademantel oder ein Kleiderbügel“, sagt der Vizechef des Vier-Sterne-Hauses. Doch wie sein Kollege Wolfram Lawall sieht er keine großen Auffälligkeiten. Über das Thema müsse man im Parkhotel „nicht verstärkt nachdenken“. Es scheint also, als würde Krefeld nahezu ausschließlich von grundehrlichen Reisenden besucht.
Obiglo berichtet allerdings von einem anderen Problem: Ganoven, die nicht im Hotel wohnen, und sich den Trubel zu Messe-Zeiten zunutze machen. Diese kämen vor allem zu den Frühstückszeiten, halten sich im Restaurant und in der Lobby auf, um beispielsweise unbeaufsichtigte Koffer mitgehen zu lassen. Doch das Hotel an der Uerdinger Straße tut etwas dagegen: „Wir setzen gerade zu Messe-Zeiten Security ein.“
Wolfram Lawall gibt zu bedenken, dass so manche typische Versuchung für Gäste, lange Finger zu machen, in seinem Haus fehlt: „Badeschlappen und Bademäntel gibt es bei uns nicht“, so der Hotelier. Bei Dingen dieser Art ist das Unrechtsbewusstsein anscheinend nicht sehr hoch. „Das Mitnehmen von Seifen oder Stiften gilt vielen Hotelgästen als Kavaliersdelikt“, so Wellness Heaven. Doch dabei bleibe es bei Weitem nicht: „Manche Besucher sind so dreist, dass sie Fernseher, Klaviere oder gar ausgestopfte Tiere aus dem Hotel tragen.“
„Besonders pikant“ nach Ansicht der Studien-Verantwortlichen sei das „unterschiedliche Klauverhalten“ zwischen Gästen in Vier-Sterne- und Fünf-Sterne Hotels. „So ist etwa die Wahrscheinlichkeit, dass hochwertige TV-Geräte aus dem Zimmer geklaut werden, bei Gästen im Fünf-Sterne-Segment 10,4- fach höher als bei Reisenden in Vier-Sterne-Hotels.“ Ebenso seien Kunstwerke in Luxushotels ein begehrtes Objekt der Begierde (4,5-mal höhere Diebstahl-Wahrscheinlichkeit). „Auch Tablet-PCs und Matratzen werden in Fünf-Sterne-Häusern häufiger entwendet.“ Ein Hotel dieser Kategorie gibt es derzeit in der Seidenstadt nicht.
Dagegen begnügten sich Vier-Sterne-Gäste „mit weniger spektakulären ,Geschenken’“. Praktische Utensilien wie Batterien und Fernbedienungen stehlen Besucher solcher Häuser „mit besonderer Wonne“ (2,7-mal beziehungsweise 4,0-mal häufiger als der Fünf-Sterne-Reisende). Und auch das hielten die Studienmacher von Wellness Heaven fest: Die Berichte vereinzelter Hoteliers über den Diebstahl von Klopapierrollen seien ausschließlich aus dem Vier-Sterne-Segment gekommen: „In Luxushäusern scheint es in diesem Bereich keinen zusätzlichen Hygienebedarf zu geben.“