„Kriminelle Machenschaften“ Razzia in Krefeld: Hier kam es zu Problemimmobilien-Einsätzen
Krefeld · Es geht um Ausbeutung und illegale Wohnverhältnisse: In Krefeld und weiteren NRW-Städten ist es im Kampf gegen Problemimmobilien zu Razzien gekommen. Das Problem besteht seit Jahren.
Bereits in den frühen Morgenstunden ist am Donnerstag am Krefelder Südwall viel los gewesen: Zahlreiche Kräfte des Zolls, der Polizei und des Ordnungsamtes rückten noch in der Dunkelheit zur Durchsuchung mehrerer Gebäude aus. Die Objekte waren dabei nicht zufällig gewählt: Die Maßnahme richtete sich laut Angaben des NRW-Ministeriums für Heimat, Kommunales, Bau und Digitalisierung gegen mutmaßlich „kriminelle Machenschaften“ wie ausbeuterische Arbeitsverhältnisse oder Schwarzarbeit. Worum es letztlich konkret in Krefeld ging, konnte ein Ministeriumssprecher auf Nachfrage unserer Redaktion zunächst nicht sagen.
An insgesamt drei Krefelder Straßen, dem Südwall, der Lindenstraße und der Oberschlesienstraße sei es laut einem Sprecher der Polizei Krefeld zu Maßnahmen gekommen. Dabei waren nach Informationen unserer Redaktion circa 25 Einsatzkräfte ausgerückt. NRW-weit waren es deutlich mehr, denn Krefeld war nicht die einzige Stadt, in der an diesem Tag fragliche Gebäude unter die Lupe genommen wurden. Insgesamt waren hier, in Duisburg, Gelsenkirchen, Leverkusen und Wuppertal mehr als 100 Beamte und Mitarbeiter der Kommunen im Einsatz und durchsuchten sogenannte Problemimmobilien. Damit sind in der Regel jene heruntergekommenen Häuser gemeint, die oftmals zur illegalen Unterbringung von billigen Arbeitskräften aus dem Ausland genutzt werden. Das Bauministerium, welches die Razzia initiiert hatte, formulierte den Verdacht von „Gesetzesverstößen und illegaler Strukturen in erheblichem Ausmaß.“
Südosteuropäer zur Ausbeutung nach Deutschland gelockt
Der Vorwurf am Donnerstagmorgen lautete, dass Sozialbetrüger vornehmlich Südosteuropäer unter falschen Versprechungen hergelockt hätten, wobei ihnen angemessene Arbeits- und Wohnverhältnisse versprochen worden seien, was sich vor Ort jedoch als Täuschung herausgestellt habe. „In der Praxis finden sich die neu Zugewanderten oftmals in konstruierten Arbeitsverhältnissen, mit aufstockendem Sozialleistungsbezug und problematischen Wohnverhältnissen wieder“, teilte das Ministerium weiter mit. Um dem Verdacht nachzugehen, würden die Einsatzkräfte gezielt gegen „problematische Bau- und Wohnungsbestände, Melderechtsverstöße, Scheinarbeitgeber und Sozialleistungsmissbrauch, ausbeuterische Arbeitsverhältnisse, Schwarzarbeit, illegale Beschäftigung und Verstöße gegen Hygienevorschriften“ vorgehen.
Kampf gegen Schrottimmobilien beschäftigt Krefeld seit Jahren
Insgesamt seien am Donnerstag in den fünf NRW-Städten mehr als 50 Gebäude und rund 80 bis 100 Wohneinheiten kontrolliert worden, die laut Ministerium vorwiegend von Menschen aus Südosteuropa bewohnt werden.
Außerdem seien mehrere Arbeitgeber von Behörden überprüft werden. Weitere Ergebnisse wolle das Ministerium am Sonntag veröffentlichen, wie ein Pressesprecher auf Nachfrage unserer Redaktion mitteilte. Warum genau es diese fünf Städte waren und ob es mutmaßlich eine Verbindung zwischen ihnen gibt, blieb zunächst offen.
Das Problem ist nicht neu: In Krefeld kam es immer wieder zu Schwierigkeiten mit Gebäuden, deren Zustand zunehmend schlechter wurde und mit Immobilien, in denen Menschen unter fragwürdigen Umständen (beispielsweise mangelnder Brandschutz oder Meldeverstöße) untergebracht wurden. Die Stadt reagierte mit entsprechenden Kontrollen und begleitete zahlreiche Sanierungen solcher Gebäude. Für den Kampf gegen die Schrotthäuser war 2017 eine spezielle Arbeitsgruppe gegründet worden. Rund 90 bewohnte Problemimmobilien waren Anfang 2024 noch erfasst.
Zuletzt war es im Oktober zu einer ähnlichen Razzia unter Federführung des NRW-Finanzministeriums unter anderem in Krefeld gekommen. Auch damals gab es den Verdacht, dass Menschen aus dem Ausland illegal untergebracht wurden, um als billige Arbeitskräfte ausgenutzt zu werden.
NRW-Bauministerin Ina Scharrenbach betonte jetzt, das „Versteckspiel von Sozialbetrügern“ aufdecken und „kriminelle Machenschaften“ auf dem Wohnungs- und Arbeitsmarkt offen legen zu wollen.
Unter anderem auch die Bauaufsicht, das Ordnungsamt, die Wohnungsaufsicht, das Gesundheitsamt, die Vollstreckungsstelle, die Feuerwehr, die Finanzkontrolle Schwarzarbeit der Zollverwaltung, sowie Ermittlungsstellen der Bundesagentur für Arbeit, der Jobcenter und der Familienkassen waren an den Razzien beteiligt.