Risikobarometer vorgestellt Hohe Ausfallrate in der Gastronomie in Krefeld

Krefeld · Die IHK Mittlerer Niederrhein und die Creditreform Düsseldorf/Neuss haben ihr Risikobarometer vorgestellt. Demnach haben die Sofort- und Überbrückungshilfen bislang schlimmere Auswirkungen der Corona-Krise in Krefeld und am Mittleren Niederrhein verhindert. Allerdings gibt es einige Problemfelder.

Das neue Risikobarometer der IHK Mittlerer Niederrhein und der Creditreform Düsseldorf/Neuss erkennt eine hohe Ausfallrate in der Gastronomie in Krefeld

Foto: IHK Mittlerer Niederrhein

Die Industrie- und Handelskammer (IHK) Mittlerer Niederrhein und Creditreform Düsseldorf/Neuss haben das aktuelle Risikobarometer veröffentlicht. „Bislang sind die Ausfallraten in Krefeld und am Mittleren Niederrhein insgesamt noch erfreulich niedrig. Wir müssen allerdings von einer Steigerung im kommenden Jahr ausgehen“, sagt IHK-Hauptgeschäftsführer Jürgen Steinmetz. Im Ergebnis fällt auf, dass die Werte ungünstiger sind als im Schnitt auf Landes- und Bundesebene. André Becker, Mitglied der Geschäftsleitung Creditreform Düsseldorf/Neuss, ergänzt: „Positiv hat sich das Zahlungsverhalten der Unternehmen entwickelt. In Krefeld liegt der durchschnittliche Zahlungsverzug allerdings über dem Vorkrisenniveau.“

Insbesondere aufgrund der Corona-Krise werten IHK und Creditreform die Daten zu Ausfällen aufgrund unternehmerischer Insolvenzen auf der einen Seite und Ausfällen infolge massiver Zahlungsverzögerungen auf der anderen Seite detailliert aus. Die bloßen Insolvenzzahlen haben nämlich durch die gesetzlichen Änderungen beim Insolvenzantragsrecht, die im vergangenen Jahr verabschiedet wurden und zum Teil auch noch in diesem Jahr galten, zu einer Verzerrung der amtlichen Statistik geführt. „Dennoch sind die Ausfallraten weiterhin auf einem niedrigen Niveau“, so Becker. In Krefeld liegt die Ausfallrate bei 1,59 Prozent – zum Vergleich: Der entsprechende Wert für die gesamte Region Mittlerer Niederrhein liegt bei 1,41, für NRW bei 1,19 Prozent, für Deutschland bei 1,07 Prozent. Becker warnt allerdings davor, dies zu positiv zu bewerten. „Die Sofort- und Überbrückungshilfen haben schlimmere Auswirkungen der Corona-Krise verhindert. Viele Unternehmer haben ihre Rechnungen bezahlt und danach ihre Betriebe geschlossen. Die tauchen in dieser Statistik nicht auf“, sagt Becker.

Chris Proios von der Initiative Konjunkturforschung Regional weist auf die Unterschiede in den Branchen hin. „Das Gastgewerbe als von der Pandemie besonders belastete Branche hat die höchste Ausfallrate.“ Sie sei zudem in Krefeld mit einem Wert von mehr als drei Prozent höher als im Bund und im Land im Schnitt. Auch bei Verkehrsdienstleistern ist die Ausfallrate mehr als doppelt so hoch wie in der Gesamtwirtschaft in Krefeld.

Zahlungsverzug in Krefeld länger als in der Gesamtregion

Auffällig ist, dass die Unterschiede in der Ausfallrate zwischen der Region Mittlerer Niederrhein und Deutschland insbesondere auf kleine und mittlere Unternehmen zurückzuführen sind. Bei den Unternehmen mit mehr als fünf Millionen Euro Jahresumsatz sind die Ausfallraten annähernd gleich.

Chris Proios bilanziert: „Zu den Daten der Ausfallraten passt auch das gute Zahlungsverhalten. Auch hier dürften die Wirtschaftshilfen einen positiven Einfluss gehabt haben.“ In Krefeld lag der durchschnittliche Zahlungsverzug zuletzt bei 16,14 Tagen. Dies ist allerdings höher als in der Gesamtregion im Schnitt. Proios weist darauf hin, dass die Verzugsdauer zuletzt auch in Krefeld zurückgegangen ist, aber noch ungünstiger ist als im Dezember 2019, also in der Zeit vor Corona.

Ambivalent sehen die Experten die Entwicklung in Krefeld 2022: „Die Creditreform-Prognosen lassen zwar einen Anstieg der Ausfallraten befürchten. Dieser ist in Krefeld aber weniger ausgeprägt als in den anderen Teilregionen“, erklärt Becker. „Für Krefeld gehen die Rechenmodelle zurzeit von einer Ausfallrate von 2,10 aus.“ Die Pandemie und die wirtschaftlichen Auswirkungen sind noch nicht vorbei, so Steinmetz.

(red)