Rückblick: Der Hauptbahnhof wird 100

Das heutige Denkmal ist am 3. Dezember 1907 in Betrieb genommen worden. Früher mussten die Passasgiere zu Fuß über die Gleise zum alten Gebäude laufen.

Krefeld. Ein Wahrzeichen Krefelds, der Hauptbahnhof am Ostwall, wird im kommenden Monat 100 Jahre alt. Am 3. Dezember 1907 wurde das neue Gebäude als Ersatz des alten Bahnhofs in Betrieb genommen. Dafür war es - zumindest aus damaliger Sicht - auch höchste Zeit. Denn um das alte Gebäude zu erreichen, mussten Passagiere den gefährlichen Gang über die Gleise antreten, da sowohl an der Nord- als auch an der Südseite Schienen diverser Bahngesellschaften verliefen. Diese waren ebenerdig angeordnet und kreuzten daher auch die Gladbacher und die Neusser Straße. In der Anfangszeit nutzten den alten Hauptbahnhof nicht einmal 500 000 Personen pro Jahr, doch noch vor der Jahrhundertwende wurde die Zahl von einer Million Fahrgästen deutlich überschritten. Dadurch kam es zu Staus auf den betroffenen Straßen, die teilweise bis zu vier Stunden lang durch Bahnbeschrankungen gesperrt blieben. Die Passagiere, die den Bahnhof erreichen wollten, quälten sich ab 1871 durch einen Tunnel am Ostwall zu den diversen Gleisanlagen, gemeinsam mit den Passanten, die lediglich den Krefelder Süden erreichen wollten. Auch von der Neusser Straße her gab es seit 1884 einen Zugang zum Bahnhof über eine steile, verwinkelte Holztreppe, die bei Regen und Schnee nahezu unpassierbar und gerade für ältere und behinderte Menschen der reinste Horror war. In einem Bericht der Handelskammer von 1887 heißt es: "Täglich passieren die sechs Schienengeleise in der Neusser Straße bis zu 2 400 Fuhrwerke, oft 300 bis 400 Fahrzeuge in einer Stunde." Jahrzehntelang gab es täglich kilometerlange Staus in beiden Richtungen. Dann endlich war im preußischen Staatshaushalt von 1897/98 der Neubau des Bahnhofs Krefeld mit entsprechender Hebung der Gleise etatisiert. 1904 wurde zunächst ein Notbahnhof an der Canalstraße (heute Hansastraße, gegenüber vom heutigen Arbeitsamt) eröffnet. Bis zur Fertigstellung des neuen Hauptbahnhofs am 3. Dezember 1907 diente das Provisorium mehr schlecht als recht der Beförderung Seite 9 der Zugpassagiere von und nach Krefeld, während die Gleise am Hauptbahnhof mit Aushubmaterial aus dem Hafen auf einen Damm angehoben wurden. Von der Verstaatlichung der Privatbahnen durch Preußen in den Jahren 1881/82, als der Staat am Niederrhein rund 500 Kilometer Bahnlinien übernahm, hat es also an die 25 Jahre gedauert, bis die Hochlegung realisiert wurde. Krefeld war damit noch vergleichsweise gut dran, denn natürlich war an den Eisenbahnknotenpunkte von besonderer Wichtigkeit wie Köln, Düsseldorf und Duisburg zuerst gearbeitet worden. Uerdingen (damals noch eine eigene Stadt) und Mönchengladbach kamen 1908, Neuss 1911 und Viersen 1917 dran. Eine Örtlichkeit am westlichen Ende des Gebäudes heißt bis in die heutige Zeit "Hindenburg-Bahnsteig", benannt nach dem Reichspräsidenten, der im März 1926 anlässlich der Beendigung der alliierten Besatzung Krefeld besuchte. Seit 1987 beherbergt die ehemalige Wartehalle des Bahnhofs den Tanzsportverein TC Seidenstadt. Im selben Jahr begannen die Bauarbeiten zum Süddurchstich, der den Südeingang bilden sollte. Der Zugang, bei dessen Bau direkt eine Erweiterung der Parkmöglichkeiten stattfand, war für die Bewohner des Krefelder Südens eine Erleichterung, da sie nun ohne Umstände den Bahnhof und die Innenstadt erreichen konnten. Der Hauptbahnhof verfügt außerdem über eine Aussichtsplattform, die einen einmaligen Blick über Krefeld möglich macht. Diese ist der Öffentlichkeit seit 2004 jedoch nicht mehr zugänglich. Ein Bombenvolltreffer am 11. Januar 1945 zerstörte große Teile des bis dahin vom Kriegsgeschehen nahezu unversehrten Krefelder Hauptbahnhofs. Trotz seiner zentralen Lage hatte er alle vorherigen Bombenangriffe überstanden. Die Renovierung zur Schadensbeseitigung dauerte bis in die 70er-Jahre. In die Denkmalliste der Stadt Krefeld wurde das Gebäude am 2. Dezember 1986 aufgenommen.