Rückkehr mit Festzug: Feier für die Thorarolle
Die jüdische Gemeinde feiert die Restauration der heiligen Schrift mit einem Festzug.
Krefeld. Mit einer feierlichen Zeremonie haben am Sonntag Mitglieder der Jüdischen Gemeinde Krefeld, Rabbiner aus Deutschland und Belgien sowie viele Gäste die Rückkehr der restaurierten Thorarolle begrüßt.
Nach einem Jahr ist die mehr als 100 Jahre alte Schriftrolle wieder an ihrem Platz in der Krefelder Synagoge an der Wiedstraße. Da sie in Teilen beschädigt war, durfte sie nicht mehr rituell im Gottesdienst verwendet werden. Die zerstörten Pergamentseiten wurden von Experten in Israel ausgetauscht, die verblassten Buchstaben in Antwerpen wiederhergestellt.
Die Wiedstraße ist an diesem Nachmittag für den Autoverkehr gesperrt. Fröhliche Musik dringt aus den Lautsprechern. „Viel Glück“ heißt das Lied übersetzt. Die Kinder freuen sich über die Fackeln, die sie vorsichtig anzünden dürfen. Schwarz gekleidete Rabbiner klatschen im Takt der Musik laut in die Hände. Singend und tanzend ziehen sie die Straße hoch, der Thorarolle entgegen.
Feierlich folgen ihnen die Gemeindemitglieder. Rabbiner halten unter einem mitternachtsblauen Baldachin, der sogenannten Chuppa, drei weitere Thorarollen in ihren Händen. Insgesamt befinden sich vier Thorarollen im Besitz der Gemeinde. Die drei in Krefeld verbliebenen Schriften begrüßen „die Neue“.
Die Schrift kommt in Begleitung ihres Restaurators direkt aus Antwerpen. Zum Schutz ist sie in ein reich besticktes, weißes Tuch gehüllt. Wohl behütet tragen die Rabbiner sie unter dem Baldachin zurück in die Synagoge.
Im Betsaal rollt der belgische Restaurator das Ende der Thorarolle auf dem Vorbeterpult aus. Einer Tradition folgend ist sein Werk noch nicht vollendet. Mit Federkiel und Tinte ergänzt der Schriftgelehrte vor Ort die letzten Buchstaben des fünften Buches Mose.
Einigen besonders verdienten Gemeindemitgliedern wird jetzt eine große Ehre zuteil: Sie dürfen die Hand des Schreibers halten und sind so an der „Vollendung“ der Thorarolle aktiv beteiligt.
Traditionell wird am Samstag aus der Thora gelesen. Doch die restaurierte Schriftrolle muss bis zu ihrem ersten Einsatz im Gottesdienst noch ein wenig im Schrein warten. Da ihr Spender nicht persönlich anwesend sein konnte, wird zum Passahfest im Frühling eine kleine Feier nachgeholt. „Dann lesen wir zum ersten Mal aus der restaurierten Thora“, freut sich Rabbiner Yitzchak Mendel Wagner.