Sam hat sich durchgeboxt - jetzt zahlt er zurück
Zum ersten Krefelder Boxcamp gehören viele interessante Gesichter. Auch die WZ ist ein Partner.
Sein mitunter turbulentes Leben verlangt Farouk Ajagbe eine Menge ab. Und es räumt ihm Chancen ein. Ajagbe greift zu, mehrfach. Weil er ein Kämpfer ist und versteht, das Gute vom Schlechten zu unterscheiden. Weil er einfach ein positiver Typ ist. Einer, der ziemlich genau weiß, was unten bedeutet, der für sich aber selbst definiert, wo oben beginnt.
Oben ist für Farouk Ajagbe die Oelschlägerstraße im handfesten Südbezirk Krefelds. Hier betreibt der gebürtige Ghanaer sein Boxsportzentrum „SamBox4You“, erfolgreich, seit vier Jahren. Und hier steigt ab Dienstag das erste Krefelder Boxcamp unter der Flagge der Initiative „Krefeld für Kinder“. Seine Idee, sein Engagement, sein Traum: „Ich kann etwas zurückgeben, das macht mich glücklich.“
Es ist ein Weg, an den vor 47 Jahren im fernen Afrika niemand zu denken gewagt hätte. Sam ist ein Großstadtkind, verbringt seine ersten Lebensjahre in Ghanas Hauptstadt Accra, wächst dann auf im nigerianischen Lagos. „Meine Eltern waren auf der Suche nach einem besseren Leben für sich und uns Kinder.“ Sam liegt der Sport im Blut, Leichtathletik, viel Fußball, er ist im Freundeskreis einer der besten Hasenjäger. Dann zieht es Sams Vater, einen Maschinenbau-Ingenieur, weiter nach Deutschland, genauer gesagt, nach Mönchengladbach. Sam und sein jüngerer Bruder folgen im Februar 1986, für Sam ein Tag wie gestern: „Das war so aufregend und fremd. Mein erster Flug, dann dieses komische Essen im Mund, und als wir landen, liegt fast ein Meter Schnee. Das hatte ich auch noch nie gesehen, geschweige gespürt.“
Sam, das Bewegungstalent, tritt dem Verein Faustkampf Mönchengladbach bei, wird sogar Westdeutscher Meister, macht eine Ausbildung zum Schlosser, scheitert dann am mäßigen Verhältnis zu seinem Vater, letztendlich an sich selbst. „Ich bin das erste Mal mit 17 ausgezogen, dann zurück, mit 18 war ich endgültig raus.“ Sam schlägt sich mit Nebenjobs und als Lagerarbeiter durch, lässt das Boxen schleifen, wird dafür Party-König. „Mir fehlte einfach eine feste Hand.“ Dann wird Töchterchen Zoe geboren und bei Farouk Ajagbe macht es „Klick“. 2007 die Ausbildung zum Fitnesstrainer, er macht sich in Krefeld einen Namen, bereichert Sport-Studios mit Kursen im Fitness-Boxen, macht die Betriebssport-Truppe der Bayer-Feuerwehr fit, gibt Anti-Aggressionstraining an Krefelder Schulen, startet schließlich das Projekt „SamBox4You“.
Dort wird am Dienstag gut ein Dutzend Mädchen und Jungen Beweglichkeit, Respekt und Disziplin lernen, eine Menge Spaß haben. Sams Art, Danke zu sagen. Und Sam wird unterstützt von Kumpel Lars Woltermann, einem Krefelder Unternehmer, sowie den Gastronomen Patavino Giovanni (Il Punto) und Lokini Kameskumar (Namaste), die ebenfalls ihr Glück in Deutschland gemacht haben — sie stellen das Catering sicher, die Trainingstage enden mit einem gemeinsamen Mittagessen.
„Krefeld für Kinder“ ist eine Sache vieler Krefelder Kräfte. Die WZ ist als Kooperationspartner froh, mithelfen zu können.