Samtweberei wird zum Mittelpunkt
Henry Beierlorzer von der Montag-Stiftung stellt die Umbaupläne bei einem Rundgang vor.
Krefeld. Der Fantasie sind nur wenige Grenzen gesetzt. Bei einem exklusiven Rundgang durch die alte Samtweberei an der Lewerentz-/Tannenstraße stellt Henry Beierlorzer die städtebaulichen Möglichkeiten des Areals vor — und auch die Einschränkungen. „Die Produktionshallen gehören zum historischen Bestand“, erklärt der Geschäftsführer der gemeinnützigen Projektgesellschaft Urbane Nachbarschaft Samtweberei, gGmbH. Deshalb und wegen der durch die Unterkellerung hohen Abrisskosten sei die angedachte Begrünung der rund 3500 Quadratmeter großen Fläche im Kernbereich der alten Samtweberei kurzerhand verworfen worden.
„Dafür soll hier nun eine gemeinschaftlich zu nutzende Fläche für die Anlieger und für das Samtweberviertel in der Südweststadt geöffnet werden“, sagt Beierlorzer. Dazu brauche es gute und einladende Zugänge, im Idealfall auch Wegeverbindungen über die Garn- und Lewerentzstraße und nach Süden zum Deutschen Ring. Auch von den benachbarten Grundstücken könnten Zugänge in die Mitte geschaffen werden. „Und natürlich werden wir ringsum viele grüne Inseln für die Nutzer schaffen.“
Der 56 Jahre alte Architekt und Stadtplaner führt die WZ mit Studenten der Uni Wuppertal und den beiden wissenschaftlichen Assistenten Isabel Finkenberger und Christoph Schlaich durch das seit Jahren leerstehende Objekt. Die Carl-Richard-Montag-Förderstiftung in Bonn hat Grundstück und Gebäude von der Stadt Krefeld in Erbpacht übernommen. Insgesamt will die Stiftung in den kommenden Jahren 7,5 Millionen Euro in den Komplex investieren.
Im Pionierhaus, das schon im September bezogen werden könnte, hängt noch das Namensschild der Gewandmeisterin des Stadttheaters. Einige Abteilungen waren während der Sanierung des Theaters in der Alten Samtweberei untergebracht. Im zweiten Obergeschoss, dort residierte einst die Schulverwaltung, hängt im Flur noch das Schild „Der Letzte macht den Kopierer aus“.
700 der rund 1000 Quadratmeter großen Nutzfläche in dem Nachkriegs-Bürogebäude sind bereits vergeben. „Wir sorgen für die notwendige Infrastruktur und für den Brandschutz“, sagt Beierlorzer. Alles, was hinter den Türen zum Flur geschieht, sei Sache der Mieter.
Ab 2015 ist der Umbau des vierstöckigen Torhauses mit Durchgang in den Innenhof avisiert. Es bildet die Nahtstelle zwischen dem Viertel und der Immobilie. Beierlorzer: „Hier sollen Räume für nachbarschaftliche Aktivitäten und soziale Nutzungen entstehen, vielleicht ein Gastronomiebetrieb im Erdgeschoss mit Außenbereich im Innenhof.“ Gleichzeitig sei das Torhaus mit 770 Quadratmetern das verbindende Element zwischen dem Pionierhaus und dem Denkmal. So könnten die Nutzungen der Nachbargebäude in das Torhaus hinein erweitert werden. Vor allem das Dachgeschoss käme für Ateliers infrage.
Das eigentliche Denkmal, der Backsteinbau, zeigt sich in einem herben Zustand. Schwamm und Nässe haben dem Gebäude zugesetzt. Der Putz ist abgeschlagen, nackte Mauern präsentieren sich in den rund drei Meter hohen Räumen. „Die Bauarbeiten sollen hier in der zweiten Hälfte 2015 starten“, kündigt Beierlorzer an. Ein breiter Mix aus 30 bis 35 unterschiedlich großen Wohnungen oder Büros soll dort auf fast 3000 Quadratmetern entstehen.
Die Miete könnte bei etwa sieben Euro pro Quadratmeter liegen. Im Erdgeschoss ist auch Gewerbe denkbar. Dazu sollen die Planungen — möglichst gemeinsam mit zukünftigen Nutzern — noch in diesem Jahr weitergehen. Der Umbau wird dann Zeit bis zum ersten Halbjahr 2017 in Anspruch nehmen. Als erstes aber, verspricht Beierlorzer, würden die dicken Eisengitter im Hochparterre des Pionierhauses abgeflext. „Damit jeder sehen kann, dass wieder Leben eingekehrt ist.“