Sanierung: Kaiser-Wilhelm-Museum auf der Zielgraden
Bei einem Rundgang durchs KWM macht Sylvia Martin neugierig auf die Eröffnung.
Krefeld. Vor ihrem inneren Auge sieht Dr. Sylvia Martin das Kaiser-Wilhelm-Museum bereits jetzt schon so, wie es sich den Krefeldern nach der fünfjährigen Sanierungsphase bei der Eröffnung im Herbst präsentieren wird. Explodierende Kosten, „unvorhergesehene baufachliche Situationen“ und mangelhafte Bau-Ausführungen haben den Wiedereröffnungstermin immer wieder verschoben. Doch jetzt geht es zügig voran. Davon konnte sich die WZ bei einem Baustellenrundgang mit der stellvertretenden Leiterin der Kunstmuseen selber überzeugen.
Die Fußbodenheizung ist verlegt, der Estrichboden aufgebracht und durchgetrocknet. Derzeit werden die 62 modernen Klimageräte in den Fensternischen des 118 Jahre alten Gebäude eingebaut. „Jeder Raum ist künftig individuell regelbar. Die Klimaanlage war eine große Herausforderung“, sagt Angela Naebers vom Gebäudemanagement der Stadt. Vorab wurde eine Luftsimulation durchgeführt, um Erfahrung zu sammeln, wie die Luftströme im Haus verlaufen. Die Geräte selber sind speziell für das KWM hergestellt worden.
Rund 700 000 Euro kostet allein die neue Klimaanlage. Die sei existenziell wichtig für das Museum. „Ohne Klimaanlage ist es inzwischen sehr, sehr schwer, Leihgaben anderer Museen zu bekommen“, erzählt Martin. Die Ansprüche seien in den vergangenen zehn Jahren stark gestiegen. Ein Museum müsse heute gleichbleibende klimatische Verhältnisse vorweisen, mit einer Temperatur von 20 bis 22 Grad Celsius und einer Luftfeuchtigkeit von 50 bis 55 Prozent — im gesamten Jahr. Eine Abweichung sei nur von 2,5 Prozent zulässig.
In zurückliegenden heißen Sommern mussten bislang Ölgemälde aus dem zweiten Obergeschoss zur eigenen Sicherheit vorübergehend ins erste gebracht werden. Das ist demnächst nicht mehr notwendig. Martin hofft deshalb künftig wieder große Ausstellungen mit Leihgaben im KWM anbieten zu können.
Der Rundgang durch die Ausstellung werde laut Martin auch weiterhin so schön bleiben wie 1912 ursprünglich angelegt. Die historischen Decken im ersten Obergeschoss sind wieder freigelegt. Neu hingegen ist das Treppenhaus am Haupteingang. „Die Freitreppe aus den 60er Jahren konnte wegen des vorgeschriebenen Brandschutzes nicht mehr erhalten bleiben“, sagt Naebers. Der neue Zuschnitt biete nun aber unter anderem Platz für einen eigenen Museumsshop. Auch die neue Cafeteria wird künftig bis in den Abend geöffnet sein, weil sie separat zugänglich ist.
Höhepunkt im Haus ist im Marmor-Saal aber das erstmals nach 40 Jahren wieder zu sehende vierteilige Wandgemälde von Johan Thorn Prikker „Der Lebenszyklus“. „Darauf sind schon viele sehr gespannt“, sagt Martin.