Comedy Sascha Grammel: Der, dem die Puppen auf der Nase tanzen

Bauchredner Sascha Grammel begeistert seine Fans mit seiner gekonnten und liebenswerten Comedyshow im König-Palast.

Foto: Andreas Bischof

Krefeld. Es dauert nur wenige Minuten, bis Sascha Grammel das Publikum im voll besetzten König-Palast erobert hat. Der smarte, bestens gelaunte Entertainer verwickelt seine Puppen fast drei Stunden lang erfrischend selbstironisch in Gespräche, so dass nicht nur er, sondern auch seine Gäste seinen Programmtitel „Ich find’s lustig“ mit ihm teilen. Ein Geheimnis seines Erfolgs ist, dass weniger er die Puppen tanzen lässt, als diese vielmehr ihm auf der Nase herum tanzen und immer das letzte Wort haben. Der 43-jährige Berliner brilliert mit witzigen Dialogen und setzt seinen jungenhaften spitzbübischen Charme gekonnt ein. Er vereint Elemente der Comedy mit Bauchreden und Zauberei.

Frederic Freiherr von Furchensumpf

Im Gefolge hat er sein tierisches Ensemble, das er höchst geschickt ausgewählt hat. Man muss diese verrückte vermenschlichte Gesellschaft aus unterschiedlichen Charakteren einfach mögen und ins Herz schließen. Der Abend beginnt mit Grammels Alter Ego und Star, Frederic Freiherr von Furchensumpf, der über das große ‘Latrinum’ verfügt. Der schielende, arg gerupfte und frech-vorlaute Fasan mit Adlerblut stellt sich als das Orakel von Krefeld vor. Als sein Herr und Meister bei ihm Fieber messen will und ihm dämmert, an welcher Stelle, unterbindet Frederic alle Versuche mit „Denk’ nicht einmal daran, ganz glattes Eis“.

Die Dialoge, in die sich auch noch ein holländischer Käse einmischt, gewinnen eine solche Dynamik, dass man vergisst, dass nur ein Mensch auf der Bühne spricht. Und nicht einmal das ist zu sehen, denn Grammel beherrscht das Bauchreden so perfekt, dass er dabei keine Lippe bewegt. Sogar singen kann er aus dem Bauch heraus.

Seine Klaviatur ist vielfältig, sein Lachen ansteckend. Seine Puppen kommen skurril aber liebevoll daher. Etwa der außerirdische Handelsvertreter Herr Schröder, der als Losverkäufer den Gewinn einer Wurzelbehandlung offeriert, um als Zahnarzt das Problem zu lösen, sowie seine wortkarge und wenig hilfreiche Sprechstundenhilfe Ursula.

Geradezu unwiderstehlichen Charme versprüht die kindlich-naive Josie, eine 114-jährige Schildkrötendame, die gerne von Beruf Bankautomat wäre und mit der Grammel auf Zeitreise geht. Herzzerreißend löst Josie die Rechenaufgabe: Was kommt dabei heraus, wenn Sascha ihr sieben Bonbons gibt und vier wieder wegnimmt? „Das ist gemein“, flötet sie.

Dann ist da noch Mieze, ein berlinernder Fisch mit aalglattem Fell, der Grammel zuliebe eine Katze spielt und den Schneewalzer pfeift, bevor er sich outet: „Ick bin keene Katze.“ Fehlt noch Professor Dr. Peter Hacke — mit Doppelwhopper-Gesicht, Gurken als Augenbrauen und Haaren aus Spaghetti. Der Ökotrophologe ist immer im Dienst der Wissenschaft, aber oft jenseits der Vernunft. Die Dialoge mit ihm sind vom Feinsten und gestalten sich als intellektueller Austausch. Da kommt keine Langeweile auf, weshalb sich das bestens unterhaltene Publikum nach einer abschließenden Fackeljonglage mit viel Applaus bedankt.