Schlaraffia Crefeldensis wird 100: „Lulu“ für trefflichen Abend
Die Schlaraffia Crefeldensis feiert ihren 100. Geburtstag im Stadtwaldhaus.
Eine ungewöhnliche Kleiderordnung lässt sich am Samstagabend im Saal des Stadtwaldhauses beobachten. In der Menge der festlich gekleideten Herren und Damen fallen bunt gewandete Herren auf. Sie tragen blau-gelbe Kopfbedeckungen, die wie eine Karnevalsmütze mit dem Visier eines Ritterhelms aussehen; an anderen sind zusätzlich schwarze Federn in Form von Flügeln angebracht. Dazu gehört ein verzierter blauer Mantel. Während der Begrüßung auf der Bühne erlebt der Saal seine „Burgweihe“ und wird zur „Festsippungsstätte“ für den 100. Geburtstag der Schlaraffia Crefeldensis.
Das Zeremoniell sieht den feierlichen Einzug von Schlaraffen anderer „Reyche“ vor. Dazu bilden Krefelder Schlaraffen in der Mitte des Saales eine Gasse, klappern mit ihren Schwertern und begrüßen auf diese Weise die „Sassen“ aus vielen „Reychen“. Nicht minder farbenfroh „reiten“ — schreiten — die Ritter aus anderen Städten ein. Im Kreis dieser Gesellschaft geben ausschließlich Männer den Ton an. Trotzdem hat Karin Meincke als Bürgermeisterin die Ehre, das Grußwort der Stadt Krefeld zu überbringen.
Es fällt ihr nicht schwer, die „ernste“ Regel der Schlaraffen — „nix über Religion, Politik und Geschäfte“ — zu befolgen. Sie erwähnt, dass die Internationale Schlaraffia Bewegung 1859 in Prag gegründet wurde, unter anderem um sich über Standesdünkel lustig zu machen. „Gestandene Männer erfreuen sich an ausgefallensten Zeremonien.“
Ein lautstarkes „Lulu“ des Publikums drückt Zustimmung, Applaus für ihre Worte und ihr Lob für den Erhalt des „Klöskes“, als Ritterburg der Schlaraffen in Uerdingen, aus.
Nach dem offiziellen Teil beweisen die Schlaraffen, wie viele musikalische und schauspielerische Talente in ihnen stecken. Herrlich, wie Ritter Ten-o-rio, Ritter Yorrik pur und Pilger Schwalbach die „Geister von Gellep“ aufleben lassen. Der legendäre Frankenfürst wird wieder lebendig und beschwert sich, dass man seine Knochen in ein Grab gelegt hat, in dem schon ein römischer Legionär liegt. Die beiden besingen in einer Mini-Oper in wunderbaren Duetten ihr Leid über diese anfangs unerwünschte Gemeinschaft.
Junker Hansgeorg und Ritter Köeb spielen eine Begegnung zwischen Wilhelm Deus und Meister Ponzelaer; dass man einem Cello mit vier Händen und zwei Bögen einen unerwartet vollen Klang entlocken kann, beweisen Ritter Quint-Essenz und Burgfrau. Die Geschichte des „Klöskes“ kommt amüsant auf die Bühne. „Lulu!“ für einen trefflichen Abend!