Schlussverkauf? Schnäppchen gibt es immer

Offiziell ist der Schlussverkauf im Sommer abgeschafft. Doch die Geschäfte locken mit hohen Rabatten.

Krefeld. Nehmen wir an, es sei Sommer. Regen ist ein Fremdwort, Kälte gehört in eine andere Jahreszeit. Die großen Ferien sind noch taufrisch, der Urlaub eine wundervolle Verheißung. Nur der Blick in den Kleiderschrank zieht die gute Laune kurz in den Keller. Nichts anzuziehen, mal wieder. Wozu all die langen Hosen und Hemden, und wieso liegt eigentlich der dicke Pulli so weit vorne?

Klarer Fall: Der Mief muss raus. Wie gut, dass seit einer Woche Sommerschlussverkauf (SSV) ist, höchste Schnäppchenzeit und Krefeld ist ein Einkaufsparadies. Ist das wirklich so?

„Sommerschlussverkauf?“, fragt Sinn-Leffers-Geschäftsführer Wolfgang Stenzel ehrlich erstaunt. „Den gibt es doch gar nicht mehr. Bei uns purzeln die Preise schon seit Mai, je nach Wetterlage und Lagerbeständen.“

Im Jahr 2004 wurde der SSV abgeschafft, seitdem dürfen die Geschäfte selber entscheiden, wann sie Sonderpreise anbieten. Aber die Kunden hängen an dem guten, alten SSV. Und so fiel der offizielle Startschuss auch in diesem Jahr, wenn auch nur zu Werbezwecken, traditionell wieder am letzten Montag im Juli. In den Schaufenstern der beliebten Einkaufsmeile hängen rote Sale-Plakate und Prozentzeichen so weit das Auge reicht.

Die Händler locken mit Rabatten von bis zu 70 Prozent. Den Begriff Sommerschlussverkauf mag auch Kaufhof-Geschäftsführer Jörg Pastoors nicht leiden. Für ihn ist jetzt schlicht „Saisonende, die Phase mit den höchsten Rabatten für Sommerware.“ Wer sich nicht auf eine bestimmte Marke versteift, findet laut Pastoors noch eine große Auswahl in jeder Größe, Preis- und Markenkategorie: „Die Lager sind reichlich gefüllt.“

Auch Franz-Joseph Greve wehrt sich vehement gegen „starre Denkschemata“. Der SSV sei immer noch in den Köpfen der Leute. „Dabei ist der Markt bunt und vielschichtig und ständig in Bewegung“, schwärmt der Vorsitzende der Werbegemeinschaft. „Eine Saison geht zu Ende, eine Neue beginnt. Wir selber reduzieren gezielt und maßvoll — und ohne Stichtag“, sagt Greve mit Nachdruck.

Und wie sehen das die Kunden? In einen Kaufrausch verfällt keiner. Sie behalten das Preis-Leistungsverhältnis kritisch im Auge und lassen sich von Rotstiftangeboten nicht blenden. Viele kaufen sogar jetzt schon die Ware aus der neuen Kollektion. Michael Schrievers präsentiert seine soeben erworbene Herbstjacke. „Die war natürlich nicht reduziert,“ betont er.

Geld sparen kann hingegen Diana Cannat. „Ich brauche noch ein paar T-Shirts für die Ferien auf Sizilien“, sagt sie gut gelaunt und schwenkt eine bunte Tüte.

Søren Jungclaus war schon im Urlaub. Er kauft für seinen dreijährigen Sohn T-Shirts und Jeans. „Der Kleine hat einen gewaltigen Schuss gemacht. Nichts passt mehr.“

Auch Timm Frass ist auf der Hochstraße unterwegs — und kauft Spielzeug für seine beiden Töchter. Ansonsten zeigt er typisch männliches Einkaufsverhalten: „Ich gehe nur gezielt einkaufen, wenn ich etwas brauche. Schnäppchen findet man immer, auch ohne SSV“, ist seine Erfahrung.

Edmund Laschet schleppt gleich fünf große Plastiktüten zu seinem Auto, alles Textilien für die Wohnung. „Ich ziehe gleich noch mal los“, sagt er. „Bei den Preisen muss man doch einfach zuschlagen.“