Schüler suchen Spender für Leukämiepatienten
Im Berufskolleg Vera Beckers engagieren sich Auszubildende gegen Blutkrebs.
Krefeld. Die Nadel in seinem Arm erträgt er gern, weiß er doch genau, dass er damit einer guten Sache dient. Denn erst drei Wochen ist es her, dass Thomas Giering einen Bekannten zu Grabe getragen hat — gestorben an Leukämie. Er klingt immer noch etwas erschüttert, wenn er von der Geschwindigkeit berichtet, mit der der Blutkrebs seinen Bekannten tötete: „Nach der Diagnose hatte er nur noch ein Vierteljahr.“ Bis zum Schluss aber sei sein Bekannter zuversichtlich gewesen: „Er hat geglaubt, es findet sich noch rechtzeitig ein passender Spender.“
Es fand sich keiner. Und deshalb gibt Giering jetzt fünf Milliliter seines Blutes her, um selbst ein Stammzellspender zu werden — sollte er gebraucht werden. Um das herauszufinden, muss sein Blut typisiert werden. Diese Analyse wird von der gemeinnützigen Organisation Deutsche Knochenmarkspenderdatei (DKMS) durchgeführt, sein Blut aber entnimmt eine Schülerin des Berufskollegs Vera Beckers, an dem Giering als Lehrer arbeitet.
Organisiert haben die Blutentnahme Beate Paschke, Bildungsgangsleiterin für Medizinische Fachangestellte, und 24 ihrer Schülerinnen, alle im dritten Lehrjahr. Paschke, eine ausgebildete Ärztin, erklärt den Zweck der Typisierungsaktion: Leukämiepatienten seien auf Stammzellspenden angewiesen. Damit es bei der Transplantation dieser Zellen aber nicht zu Abstoßungsreaktionen komme, sei eine hohe Übereinstimmung bei den sogenannten Gewebemerkmalen zwischen Empfänger und Spender erforderlich: „Wir suchen quasi Schlüssel, die in Schlösser passen.“ Und da eine derartige Passgenauigkeit sehr selten sei, gebe es die DKMS, die die Daten von potenziellen Spendern und Empfängern miteinander abgleiche: „Dabei kooperieren die auch mit Organisationen in anderen Ländern — suchen also weltweit.“
Werde dann in einer dieser Datenbanken ein Treffer vermeldet, werde der „genetische Zwilling“ des Leukämiepatienten gebeten, einige seiner Stammzellen zu spenden: „Entweder ambulant, per Blutentnahme oder stationär, per Knochenmarkentnahme.“ In beiden Fällen sei das Risiko für den Spender eher gering, die Chance für den Empfänger aber ausgesprochen hoch.
Sonja Degels bestätigt diese Einschätzung. Die ehemalige Schülerin des Berufskollegs Vera Beckers hatte sich bei einer ähnlichen Aktion an ihrer Schule im Jahr 2008 typisieren lassen und war von der DKMS wenig später tatsächlich um eine Stammzellspende gebeten worden: „Bei mir gab es keine Komplikationen.“ Vor allem aber gehe es der Empfängerin gut: „Sie heißt Lena, eine zweifache Mutter aus Schweden. In einem Brief hat sie mir für ihr neues Leben gedankt.“