Bildung Schulleiter Alfred Kuhn verlässt die Regenbogenschule

40 Jahre Unterrichtserfahrung: Der engagierte Lehrer geht in den Ruhestand und fordert die Vermittlung von mehr Basiswissen.

Bildung: Schulleiter Alfred Kuhn verlässt die Regenbogenschule
Foto: Andreas Bischof

Krefeld. Gerade findet in seinem Büro zuhause das große Aufräumen statt. Danach wird der Teich im Garten gründlich gesäubert. Und dann kommt im August das zweite Enkelkind. Alfred Kuhn, der gestern verabschiedete Schulleiter der Regenbogenschule, hat auch nach der Pensionierung genug zu tun. Der engagierte Mann war genau 40 Jahre im Schuldienst, die Hälfte der Zeit an der Regenbogenschule im Südbezirk. Die WZ sprach mit ihm.

Herr Kuhn, Sie haben die Schule an der Gladbacher Straße mit 56 Kindern und zwei Lehrerinnen übernommen. Heute sind es 245 Kinder, samt dem zuständigen Personal. Wie erklären Sie sich den enormen Zuwachs?

Alfred Kuhn: Ein Grund ist sicherlich die Auflösung der Don-Bosco-Schule. Ich glaube aber auch, dass wir bei den ausländischen Eltern einen guten Ruf haben. Wir haben 17 Nationen an der Schule, davon zu einem Drittel türkische Kinder. Rumänen, Syrer, Afghanen sind darunter, die Gesichter werden immer dunkler.

Woher kommt der gute Ruf?

Kuhn: Wir kümmern uns um die Kinder, sie sind das Wichtigste und wir oft ihre Bezugspersonen. Es geht los mit dem gesunden Frühstück, der Kleiderkammer und Ferienfahrten. Kinder haben Bedürfnisse, die wir erfüllen. Als wir merkten, dass einige Kinder über Mittag nicht oder nur kurz zu Hause waren, führten wir die Mittagsbetreuung ein.

Sind die Eltern im Südbezirk nicht alle engagiert?

Kuhn: So könnte man es sagen. Einige nehmen sich nicht die Zeit, sich um die Kinder zu kümmern, vor allem wenn es — wie der offene Ganztag— Geld kostet. Wir müssen die Eltern oft ins Seidenweberhaus „tragen“, damit sie im Bildungs- und Teilhabe-Paket Geld beantragen. Sie sagen: „Wir haben kein Geld, das Kind bleibt zu Hause.“ Dann gehen wir zu den Eltern. Die Kinder fahren mit.

Sind alle Eltern so?

Kuhn: Nein, überhaupt nicht. Wir haben sie immer in unsere Arbeit mit einbezogen, in Weihnachts- und Backaktionen. Als wir gemeinsam mit der Schule Vulkanstraße an den Wehrhahnweg verlagert werden sollten, haben sie uns großartig unterstützt. Es ging nicht darum, die Zusammenlegung mit der anderen Schule zu verhindern. Wir waren der Ansicht, dass Kinder nicht so einfach umgepflanzt werden können. Das war keine schöne Zeit.

Was war denn eine schöne Zeit?

Kuhn: Als ich noch in meiner Zeit als Hauptschullehrer mit einer Kollegin zwei Klassen an der Hubertusstraße unterrichtet habe, die 10a und 10b. Wir haben den kompletten Unterrichtsstoff abgedeckt. Die Kinder wollten viel lernen und haben uns Kaffee gekocht, damit wir fit blieben.

Was sagen Sie zur heutigen Schulsituation?

Kuhn: Das Basiswissen wie Rechnen, Schreiben und Lesen kommt heute zu kurz. Ich habe Zweifel, ob Englisch in der Grundschule nötig ist. Mir wäre es lieber, mehr Zeit für den Deutschunterricht zu haben. Sprache ist das Kerngeschäft. Wir haben immer Hefte für Zusatzübungen angeschafft.

In unseren Arbeitsgemeinschaften ging es stets um Sprachförderung. Sei es in der Schülerbücherei oder Schülerzeitung oder sogar in Kunst und Sprache. Das jüngste Schulfest stand ganz im Zeichen der „Villa Kunterbunt“. Wir haben über alle Bücher von Astrid Lindgren gesprochen.