Großrazzia an Rhein und Ruhr Schwarzarbeit: Zoll schlägt in Krefeld, Düsseldorf und Tönisvorst zu

Krefeld · Auch in der Region sind Objekte bei einer Großrazzia durchsucht worden. Es geht um den Vorwurf der organisierten Schwarzarbeit und einen möglichen Millionenschaden.

Bei einer Großrazzia hat der Zoll auch mehrere Objekte in der Region durchsucht.

Foto: dpa/Paul Zinken

Unter anderem in Krefeld, Düsseldorf und Tönisvorst (Kreis Viersen), Mönchengladbach und Wermelskirchen sind bei einer großangelegten Aktion am Dienstag offenbar Firmenräume und private Räumlichkeiten durchsucht worden. Es geht um den Vorwurf der organisierten Schwarzarbeit und ein mutmaßliches Netzwerk, das aus mehreren Unternehmen bestehen soll, erklärte ein Sprecher des Krefelder Hauptzollamtes gegenüber unserer Redaktion.

Am Dienstag war es zu dem eher außergewöhnlichen Einsatz gekommen: Laut einer Mitteilung des Zollamtes in Krefeld vom Mittwoch sind insgesamt 78 Objekte am Niederrhein und im Ruhrgebiet von mehr als 600 Zoll-Mitarbeitern und 140 Steuerfahndern durchsucht worden. Es sei Vermögen „in erheblicher Höhe“ beschlagnahmt worden. Betroffen seien 25 Beschuldigte und Unternehmen aus der Baubranche.

Konkret bestehe der Verdacht, dass seit 2014 mindestens sechs „Servicefirmen“ sogenannte „Abdeckrechnungen“ mit einem Volumen von mehr als 25 Millionen Euro verkauft haben. Nach derzeitigen Schätzungen könne der steuerliche Schaden bei über 4,5 Millionen Euro und der sozialversicherungsrechtliche Schaden (Schwarzarbeit) bei 7,5 Millionen Euro liegen, heißt es in der Mitteilung des Zolls weiter.

Die Ermittlungen konzentrieren sich demnach auf die Gebiete Niederrhein und Ruhrgebiet. Das „umfangreiche Ermittlungsverfahren“ führen Staatsanwaltschaft Düsseldorf, die Sonderkommission „Limes“ beim Hauptzollamt in Krefeld und die Düsseldorfer Steuerfahndung gemeinsam.

Nach Angaben des Zolls könnte es um einen Kettenbetrug gehen: „Dabei verkaufen sogenannte Servicefirmen Rechnungen, denen keine Leistung zu Grunde liegt beziehungsweise lag“, heißt es in der Mitteilung weiter.

Das Ziel sei Schwarzarbeit: „Die Rechnungsbeträge werden als Kosten verbucht. Hierdurch werden finanzielle Mittel generiert, die es ermöglichen, „Schwarzarbeiter“ zu beschäftigen.“ Dabei würden oft mehrere Unternehmen beteiligt, um zu verschleiern. „Die in den Rechnungen ausgewiesene Umsatzsteuer wird zu Unrecht als Vorsteuer geltend gemacht. Die Schäden liegen oft im Millionenbereich“, heißt es in der Mitteilung weiter.

Die Auswertung der „zahlreich sichergestellten“ Beweismittel „in Datei- und Papierform“ dauert laut Angaben des Zolls an, sie werde wohl noch Monate in Anspruch nehmen.

(pasch)