Gedenken nach Feuer im Zoo „Ein Stück Krefeld ist verloren gegangen“
Krefeld · Rund 700 Menschen kommen zur Trauerversammlung auf den Parkplatz hinter dem Zoo. Ein Moment der Stille - unweit der Stelle, an der vor zwei Nächten 50 Tiere verbrannten.
Das Gerippe des Affentropenhauses ist in der Dunkelheit nur schemenhaft zu erkennen, wenn man vom Parkplatz an der Berliner Straße auf den Ort des Schreckens blickt, wo in der Silvesternacht 50 Tiere Opfer der Flammen geworden waren. In etwa hundert Meter Entfernung kamen am Donnerstagabend die Trauernden zusammen. Sie folgten einem Aufruf der Klimaschutz-Bewegung Fridays for Future (FFF) Krefeld, die über die sozialen Netzwerke zu einer Trauerversammlung eingeladen hatte.
Unter dem Stichwort „Krefeld hält zusammen“ finden sich viele Familien mit Kindern, vor allem aber viele Jugendliche, ein. Björna Althoff, Mitorganisatorin der FFF-Ortsgruppe, sagt: „Wir wollen damit unsere Trauer ausdrücken. Es geht uns um die Anteilnahme der Bevölkerung. Für politische Forderungen ist jetzt nicht die richtige Zeit.“ Zur Gedenkminute um kurz nach 19 Uhr erscheint auch Oberbürgermeister Frank Meyer. Die Rede ist von 700 Trauergästen. Auch das Fernsehen ist gekommen, filmt die Menschenmenge ab.
Unter den Anteilnehmenden sind Leute aus Nah und Fern. Aber auch direkte Nachbarn wie Ann-Katrin Ludwig, die im Hochhaus an der Glockenspitz wohnt und das Unheil um 2 Uhr morgens nach ihrer Heimkehr miterlebte. Sie sah die Straßensperren und die Löscharbeiten: „Ich habe erst am Morgen realisiert, was da geschehen ist. Das schockiert. Ich bin tief traurig.“
Ähnliches meint auch ein Pärchen, das extra aus Mönchengladbach angereist ist. Im Frühdienst an Neujahr war Ramona M. von der Nachricht überrascht worden. Oft kamen sie mit den Kindern in den Krefelder Zoo. Am Donnerstag haben sie zwei Kerzen mitgebracht: „Man fragt sich: Warum gab es keinen Brandschutz. Warum konnten die Tiere nicht ins Außengehege entkommen? Das ist schockierend.“
Das Krefelder Ehepaar Szegi geht noch weiter. „Wir sind dafür, dass es in der Nähe von Zoos und Tiergehegen Böllerverbote gibt. Sowas ist ja alles nicht mehr zeitgemäß“, sagt Alexander Szegi. Seine Frau Silvia habe das Tiersterben „sehr mitgenommen.“ Über Facebook hat sie die Nachricht gehört. Eine Freundin aus der Nähe von Hamburg schrieb sie an.
Auch einige Feuerwehrmänner sind zur Trauerversammlung erschienen. Sie zünden Grablichter an. Überhaupt sieht man einige Menschen mit solchen Kerzen in der Hand. Gespannt warten sie, was passieren wird. Mehr als den Aufruf kennen sie nicht. Um kurz nach 19 Uhr spricht erst Althoff, dann der Oberbürgermeister. Er steht inmitten der Menge. Nur der Scheinwerfer der Fernsehkameras wirft einen kleinen Lichtkegel. Viele hören seine Stimme, sehen den Mann aber nicht: „Es ist eine Tragödie für die ganze Stadt. Ein Stück Krefeld ist verloren gegangen“, spricht der Sozialdemokrat. Was folgt ist ein Moment der Stille - unweit der Stelle, wo vor zwei Nächten 50 Tiere verbrannten.