Sportstätten Schwimmvereine in Krefeld fürchten das Chaos
Nach der Schließung des Badezentrums in Bockum versuchen alle Betroffenen , an einem Strang zu ziehen. Manche weit entfernte Lösung kann aber einfach nicht funktionieren.
Krefeld. Der Krefelder Sport steht einmal mehr vor einer großen Herausforderung. Nach der Eishallenproblematik rund um die Werner-Rittberger-Halle und die Sanierung der Grotenburg stehen nun Krefelds Schwimmvereine vor einem Scherbenhaufen. Die Nachricht von der Schließung des Bockumer Badezentrums traf Aktive und Funktionäre wie ein Schlag. Nur eine Woche nach der Schock-Nachricht tagte am Mittwochabend ein Krisengipfel aus Vertretern von Vereinen, Stadtsportbund und Sportverwaltung. Das Ergebnis: Im Herbst soll eine Traglufthalle über dem Außenbecken in Bockum stehen. Bis dahin muss improvisiert und auf Notlösungen gesetzt werden.
Die Situation ist alles andere als optimal, doch es tut sich etwas. Die Vereine sind mit den ersten Ergebnissen zufrieden. Es herrscht vorsichtiger Optimismus, auch bei der SV Krefeld ’72, die besonders von der Schließung betroffen ist. Im Winter tragen die Wasserballer ihre Bundesliga-Spiele im Badezentrum aus. Auch die Schwimmer nutzen die Halle in Bockum. Geschäftsführerin Julia Vogel sagt: „Man hat den Eindruck, die Stadt tut etwas. Es scheint, als würden alle Vereine an einem Strang ziehen. Hoffentlich bleibt das auch so.“
Ein weiteres Ergebnis des Zusammentreffens war die Bildung einer Arbeitsgemeinschaft, die den Namen „Belegung“ trägt. Ihr Ziel wird es sein, in den kommenden Wochen flexible Wasserzeiten für die Vereine und Schulen zu ermöglichen. Ein gutes Zeichen, findet auch Cordula Meisgen. Als Vorsitzende des Eissport-Verein Krefeld kennt sie die Thematik. Vor gut drei Jahren musste die Werner-Rittberger-Halle geschlossen werden. Es folgten Chaos und Streitigkeiten um die Eisflächen. Viele Vereine mussten Abstriche machen, sich die Fläche mit anderen Clubs teilen. „Die Parallelen sind definitiv da und wir können uns da auch mit den Problemen identifizieren“, sagt Meisgen, die gleichzeitig auch als stellvertretende Vorsitzende im Stadtsportbund fungiert. Sie spricht gleiche Probleme an, mit denen die Schwimmer nun zu kämpfen haben: „Egal ob Schwimm- oder Eishalle, beides betreibt sich nur mit einem hohen Aufwand und der gleichen Technik. Es hat uns damals alle hart getroffen, aber man muss versuchen, das Beste aus der Situation zu machen.“ Während die Eisvereine nach Jahren des Dialogs mittlerweile vor einem positiven Ende stehen, geht die Arbeit für die Schwimmer jetzt erst los.
Bis zur Errichtung der Traglufthalle in den Herbstferien, sollen erst einmal kleine Lösungen für Hilfe sorgen. Die SVK lässt ihr beheiztes Becken an den Palmstraße bis zum Beginn der Herbstferien, am 15. Oktober auf. Vogel sagt: „Wir können das technisch leisten. Besonders finanziell wird es aber ein hoher Aufwand für uns.“ Neben den Wasserballern, bauen auch die normalen Mitglieder auf ihr Freibad. Trotz der geringeren Temperaturen ist das Bad voll. „Wir tun das auch ihnen zu Liebe“, sagt Vogel. Des Weiteren wird auch das Freibad in Bockum bis in den Herbst aufhaben. Zusätzlich werden die Wasserzeiten der beiden Bäder sowie der Lehrschwimmbecken in Linn und Gartenstadt erhöht. Meisgen: „Es wird etwas auf die Schwimmer zukommen. Das hat Einfluss auf Mitarbeiter, Athleten und alle, die etwas mit dem Sport zu tun haben.“
Doch klar ist auch: Sollte sich nach den Herbstferien keine Notlösung auftun, steht der Krefelder Schwimmsport vor einer nahezu unlösbaren Aufgabe. Vogel: „Wir sind auf Bockum angewiesen und brauchen Bockum. Wenn keine Lösung gefunden wird, sieht es sehr dunkel aus für den Krefelder Schwimmsport. Wir können nur hoffen und beten.“ Hilfe kommt auch aus den Nachbarstätten. Gespräche mit den Bädern aus Düsseldorf, Mönchengladbach und Rheinhausen werden geführt, ein möglicher Bus-Shuttle soll als Übergangslösung dienen. Doch so einfach, wie es klingt, ist es nicht. Nach Gesprächen mit Kollegen aus Rheinhausen bestätigt Vogel, dass die Kapazitäten auch dort grenzwertig ausgeschöpft sind. „Wir können uns ja auch kein Wasser herbeizaubern. Alleine die Reise dorthin wäre ein immenser Aufwand, der eigentlich nicht zu leisten ist.“ Die Wasserballer sind keine Vollprofis und arbeiten nebenbei in Vollzeit. Ganz zu schweigen von den vielen Jugendspielern, für die ein täglicher Weg in die Nachbarstadt kaum zu tragen ist.
Bis dahin setzen alle Beteiligten auf das Prinzip Hoffnung. Einen Rat gibt Meisgen: „Egoismus ist fehl am Platz. Ein konstruktives Miteinander zwischen den konkurrierenden Vereinen, aber auch mit der Stadt, ist das Wichtigste. Ich hoffe, dass man den Mut hat, große Lösungen anzugehen.“