Selbstbewusstsein dank Reitstunden

Die Gerd-Jansen- Schule und der Reit- und Fahrverein Hüls lassen eingeschränkte Kinder reiten.

Foto: Andreas Bischof

Der neunjährige Kaan mag gar nicht mehr runter von seinem Pony. Das äußert er in der Reithalle auch lautstark. Die zwei Jahre ältere Celine klettert dagegen mit Hilfe ihrer Therapeutin über eine Rampe von ihrem Wallach. Beide besuchen die Gerd-Jansen-Schule in Traar mit dem Förderschwerpunkt körperliche und motorische Entwicklung. Montags steht für alle Drittklässler von 10 bis 12.30 Uhr Reiten auf dem Pasternhof auf dem Stundenplan. Der Reit- und Fahrverein Hüls hat nun sein qualifiziertes Training im Behinderten- und Therapiereiten erweitert.

Sabine Keller, Konrektorin der Gerd-Jansen-Schule

„Wir bieten das therapeutische Reiten seit 1975 an und haben es seitdem immer mehr ausgebaut“, berichtet der Vorsitzende Manfred Günther und zählt die jüngsten Verbesserungen auf: „Wallach Aladdin vervollständigt neben Fjordpferd Walter und den Ponys Hatschi und Flecki die Abteilung der Therapiepferde. Wir haben eine Rampe als Auf- und Abstiegshilfe für die Kinder errichtet, da sie oft schwer sind, um sie auf den Pferderücken zu heben. Eine Behindertentoilette haben wir ebenfalls gebaut. Außerdem werden zwei Mitglieder als Trainer für das Behindertenreiten ausgebildet.“

Das alles kostet Geld. „Es ist insgesamt eine 30 000-Euro-Investition für den Verein“, sagt der Vorsitzende. „Die Sparkassenstiftung Sport und Umwelt hat uns mit einem 6500-Euro-Zuschuss unterstützt.“ Sabine Keller ist Konrektorin der Schule, hat Sonderpädagogik und Sport studiert, ist seit vielen Jahren ehrenamtlich im Reitverein tätig und baute das Behinderten- und Therapiereiten maßgeblich mit auf. Sie erklärt: „Neben dem Reiten sind auch andere Inhalte rund ums Pferd wichtig für die Kinder: Gemeinsam wird der Vierbeiner von der Wiese geholt. Das Beobachten der Pferde, Füttern, Putzen, Kuscheln, Führen, gemeinsames Spazierengehen und das Entdecken von Neuem, gehören auch dazu.“

Das heilpädagogische Reiten bewirkt eine Steigerung des Selbstbewusstseins und Selbstwertgefühls. „Kinder, die kaum laufen können, haben die Möglichkeit, sich mit dem Pferd zu bewegen. Sie sind dann plötzlich ganz groß und nicht mehr die Kleinen im Rollstuhl. Sie können dann sogar auf den Kopf der Therapeuten hinunterschauen und ihnen auf denselben klopfen, was sie auch tun“, sagt Keller und lacht.

Oftmals finden die Mädchen und Jungen ein besseres inneres und äußeres Gleichgewicht, werden aktiver oder ruhiger und können sich besser entspannen. Wichtig sei auch die Verbesserung des Einfühlungsvermögens sowie ein besserer Umgang mit den eigenen Gefühlen, sagt die Pädagogin.

Neben den Kindern der Förderschule profitieren auch behinderte Vereinsmitglieder von diesem Angebot. Und das so sehr, dass der Verein mittlerweile an seine Grenzen stößt. „Rund 40 Teilnehmer insgesamt haben wir bei diesem Angebot. Wir möchten eine zweite Halle dafür bauen“, sagt der Vorsitzende Manfred Günther. „Doch die 200 000 Euro können wir kaum stemmen.“ Deshalb wünscht sich der Verein Hilfe, damit er wiederum weiteren Menschen helfen kann.