Hansazentrum Sitzbänke wegen Pöbeleien abmontiert

Verkehrsunternehmen reagiert damit auf Pöbeleien von alkoholisierten Personen.

Foto: Dirk Jochmann

Krefeld. Da staunte Erik Eisen nicht schlecht. Als er jetzt mit dem ÖPNV aus Essen kam und die Straßenbahn-Haltstelle am Hansazentrum erreichte, sah er, dass dort alle Sitzbänke abmontiert waren. „Ich bin fast 65 Jahre alt und noch berufstätig“, sagt er. „Ich wollte mich setzen, um auf den Anschluss zu warten, doch das ging nicht.“

Der Grund, warum die Bänke nicht mehr am Ort waren, hat ihn verblüfft: Sie wurden wegen alkoholisierter Menschen abgebaut. Eisen arbeitet in Essen- Kupferdreh und ist als Pendler von der Kempener Platte bis nach Kupferdreh und zurück — mit jeweils viermaligem Umsteigen — über zwölf Stunden täglich unterwegs.

„An besagtem Abend blickte ich auf einen besonders anstrengenden Tag zurück und glaubte meinen Augen nicht zu trauen“, erklärt er. „Die Bänke waren weg.“ Eisen hätte einen Aushang an der Haltestelle mit einer Erklärung und Entschuldigung erwartet, fand jedoch nichts. Deshalb hat er an die SWK geschrieben und um Aufklärung gebeten, ob die Bänke vielleicht in Reparatur sind. Denn er ist auf die Sitzgelegenheiten angewiesen.

Die Entfernung der Bänke hat jedoch einen ganz anderen Grund als Reparatur oder Erneuerung. SWK-Sprecher Dirk Höstermann erklärt: „Es gab massive Beschwerden von unseren Fahrgästen und auch Händlern im Bereich ,Hansa-Haus‘ über alkoholisierte Personen im Straßenbahn-Haltestellenbereich.“

Dort herrsche ein aggressiver Umgangston, erklärt er weiter. „Unsere Fahrgäste werden angepöbelt und haben so gut wie keine Möglichkeit, die Sitzgelegenheiten zu nutzen, weil diese durch die alkoholisierten Personen ,okkupiert‘ sind. Außerdem spielen sich zum Teil gefährliche Szenen beim Ein- und Ausfahren der Straßenbahnen ab, weil diese Menschen im Haltestellenbereich umhertorkeln oder sogar auf die Gleise stürzen.“

Ordnungsamt und Polizei sei die Situation im Haltestellenbereich am Hauptbahnhof bekannt, allerdings haben sie nur bedingt Möglichkeiten, hiergegen etwas zu unternehmen, weil es sich um öffentlichen Raum handele, sagt der Sprecher.

Nun gibt es den SWK-Test. „Der Abbau der Sitzgelegenheiten ist der Versuch, dass sich die Alkoholiker-Szene einen anderen permanenten Aufenthaltsort sucht. Wir sehen leider keine andere Möglichkeit mehr, um unseren Fahrgästen wieder einen angenehmeren Aufenthalt an der Haltestelle zu ermöglichen. Die Situation ist auch für uns als SWK unbefriedigend, aber leider momentan nicht anders zu lösen.“

Höstermann betont: „Die Demontage der Sitzgelegenheiten an der Straßenbahn-Haltestelle ist ein Versuch unsererseits und soll kein Dauerzustand sein. Wir hoffen, dass sich die Klientel nun vom Hauptbahnhof entfernt, so dass wir zu einem späteren Zeitpunkt die Sitzmöglichkeiten wieder errichten können.“

Zu dieser Antwort sagt Eisen: „Dies ist eine traurige Angelegenheit. Aber die Zeit, in der ich noch pendele, ist abzusehen. Im Februar ist Schluss.“ Bis dahin wird er sich im Bahnhof für die Wartezeit einen Kaffee kaufen, um sich setzen zu können. Denn: „Bänke gibt es dort auch nicht“, weiß er.

www.wz-krefeld.de