INTERVIEW SkF will Prostituierten helfen
Der Sozialdienst katholischer Frauen berät in Notsituationen - im vergangenen Jahr in über 3000 Fällen.
Krefeld. Der Wandel in der Gesellschaft hin zu vielen Alleinerziehenden lässt die Verantwortlichen handeln. „Frühe Hilfen“ und „Multiproblemfamilien“ sind Themen dazu, die mit viel Engagement beim Sozialdienst katholischer Frauen (SkF) angegangen und behandelt werden. Die WZ sprach darüber und über weitere Tätigkeitsfelder mit Tanja Himer (36), der Geschäftsführerin des Vereins.
Welches sind die Probleme hinter den genannten Stichpunkten?
Tanja Himer: Es geht darum, vielen Alleinerziehenden bei der Vereinbarkeit von Familie und Beruf zu helfen und sie zu unterstützen. Und das, bevor das Kind sprichwörtlich „in den Brunnen gefallen ist“, also präventiv. Wir zeigen diesen Familien verschiedene Möglichkeiten auf, um die Probleme von früher Schwangerschaft, Arbeitslosigkeit und einem Leben unter Armutsbedingungen zu bewältigen.
Wie drückt sich das in Zahlen aus?
Himer: Um das Wohlergehen von Frauen, Kindern und Jugendlichen sowie deren Familien zu stützen, hat sich der SkF im vergangenen Jahr in über 25 Bereichen eingesetzt. So konnten die Lebensbedingungen von über 1500 Krefelder Kindern, Jugendlichen und Familien verbessert und über 1700 Männer und Frauen beraten werden.
Wie sieht das inhaltlich aus?
Himer: Wir zeigen Betreuungsformen für Kinder auf und begleiten sie dabei. Notfalls stellen wir Anträge oder schaffen Kontakte zur Stadt oder zu Kitas. Der direkte Griff zum Telefonhörer ist nicht selten. Wir sind gut vernetzt; besonders mit allen sozialen Diensten, Krankenhäusern oder städtischen Fachbereichen. Zudem haben wir Familienpatenschaften. 15 von rund 100 Ehrenamtlern sind hier besonders engagiert.
Sie haben sich auch dem Thema Prostitution beschäftigt?
Himer: Ja. Im städtischen Haushalt wurden 32 000 Euro eingestellt. Im nächsten Jahr werden wir damit eine halbe Stelle für die Prostituiertenhilfe einrichten. Es sieht dann so aus, dass die Mitarbeiterin mit der Polizei Einsätze im Bereich der Wohnungsprostitution fahren wird. In einem Wohnmobil, das wir in Eigenleistung und mit Spendengeldern anschaffen möchten, soll dann direkt vor der Türe eine Erstberatung stattfinden.
Ein weiteres Betätigungsfeld sind die Familienhebammen.
Himer: Mit dem Kinderschutzbund haben wir die halbe Stelle einer Familienhebamme eingerichtet. Sie unterstützt junge Familien und war sofort ausgebucht. Mehr noch: Von 61 Anfragen konnte sie nur 46 bedienen.
Der SkF geht auch in die Schulen?
Himer: Wir haben ein Präventionsangebot zum Thema seelische Gesundheit für Schulklassen und Jugendgruppen. Das Projekt läuft in Kooperation mit dem bundesweit tätigen Verein „Irrsinnig Menschlich“ und weiteren zehn Kooperationspartnern, bestehend aus Krefelder sozialen Institutionen.
Es werden beispielsweise die Themen Magersucht oder Suchtabhängigkeit in der Familie behandelt. Neben dem Sozialpädagogen ist ein Betroffener dabei, der aus seiner Geschichte erzählt. Dadurch verlieren die jungen Leute ihre Scheu.