So arbeiten Krefelder bei extremer Hitze
Von gesteigertem Eiskonsum und Arbeitsbeginn um 6 Uhr bis zu langer Hose und Sicherheitsschuhen — es ist alles dabei.
Die Leute schwitzen und stöhnen. Krefeld ist Ü-30-Grad-Zone, und der Song von 2raumwohnung ist das Lied der Woche: „36 Grad — und es wird noch heißer“. Die Schüler haben kein Hitzefrei, denn sie können den Sommer, der seinen Namen wirklich verdient, in den Ferien genießen. Doch was ist mit den vielen erwachsenen Arbeitnehmern? Die schwitzen auch in Büros und Kantinen. Gibt es für sie Marscherleichterung oder auch Hitzefrei? Und wer erlaubt das? Die WZ hörte sich um:
„Die Agentur für Arbeit Krefeld inklusive der Familienkasse an der Philadelphiastraße 2 schließt aufgrund der Hitzewelle und der fehlenden Klimatisierung am Donnerstag bereits um 15 Uhr. Bestehende Termine haben wir neu geordnet“, sagt Petra Kern, Pressesprecherin in Mönchengladbach, die am Mittwoch auch für Krefeld zuständig war. „Die Veranstaltung um 16 Uhr an diesem Tag im Berufsinformationszentrum (BiZ) zu Ausbildungsmöglichkeiten beim Zoll findet wie angekündigt statt. Der Eingang ist über den separaten BiZ-Eingang gewährleistet.“ Telefonisch sei die Agentur für Arbeit weiterhin bis 18 Uhr unter der kostenfreien Rufnummer 0800/4 5555 00 zu erreichen, berichtet sie weiter. „Darüber sind wir für Notfälle immer zu sprechen.“
„In den Monaten Juli und August hat unsere Service- und Informationsstelle dienstags nur bis 16 Uhr geöffnet“, sagt Krefelds Geschäftsstellenleiter Michael Ferfers. „Im Sommer ist der Andrang einfach nicht so groß.“ Darüber hinaus können die Mitarbeiter die Gleitzeit nutzen.
Trinken ist wichtig: Einige Kästen Wasser bringt Julien Pelzers seinen Mitarbeitern derzeit auf die Baustellen. „Auch bei der Mittagspause drücken wir ein Auge zu, wenn sie mal 15 Minuten länger dauert“, sagt er. „Derzeit ziehen wir auch Arbeiten in Altbauten vor. Jetzt eine Bodenplatte zu betonieren ist schlecht.“ Darüber hinaus sind die Mitarbeiter erwachsen und wissen, wie sie sich gegen die Hitze schützen, meint der Chef.
Um es vorweg zu sagen: „Die schwarze Robe wird auch bei Temperaturen über 30 Grad übergestreift“, sagt Christian Tenhofen, Richter und stellvertretender Pressedezernent des Amtsgerichts. Hitzefrei gebe es bei ihnen auch nicht, zumal die Richter auch keine festen Anwesenheitszeiten hätten, sondern feste Termine. „Die Angestellten können jedoch die Gleitzeit nutzen oder Überstunden abbauen, sofern keine dienstlichen Belange dagegen sprechen.“ Die Gleitzeit beginnt derzeit wegen der Hitze bereits um sechs Uhr. Das hat Amtsgerichts-Direktor Werner Batzke geregelt.
Für alle Anfragen stehe ein Ansprechpartner zur Verfügung, erklärt Tenhofen. Und dann gibt es wegen der Hitzewelle noch eine „Maßnahme des Arbeitsschutzes: Wegen der derzeitigen Hitzewelle haben die Behördenleitungen des Justizzentrums Krefeld gemeinsam entschieden, ihren Bediensteten kostenlos Trinkwasser zur Verfügung zu stellen. Die erste Lieferung erfolgte am Mittwoch. Die Wasserkästen werden in den Kantinen Preußenring und Nordwall gelagert und stehen allen Bediensteten des Justizzentrums zur freien Nutzung zur Verfügung.“
Auch den Mitarbeitern im Rathaus ist es zu warm. „Aufgrund der aktuellen Witterung, sprich: der hohen Temperaturen, hat die Stadtverwaltung deshalb die Regelung zur gleitenden Arbeitszeit geändert“, sagt Stadtsprecherin Irene Ehlers. Die Mitarbeiter könnten nun morgens zwischen sechs und neun Uhr beginnen und nachmittags bereits ab 15 Uhr ihre Arbeit beenden. „Diese Regelung gilt für alle Fachbereiche, Institute und sonstigen Organisationseinheiten der Stadtverwaltung und gilt zunächst bis zum 30. Juli. Die Sprechzeiten der Verwaltung bleiben allerdings unverändert: Bürgerservice, Sozial- und Jugendhilfe beispielsweise, sind immer zu erreichen.“ Die „witterungsbedingten Änderungen der Regelarbeitszeiten“ gelten auch für die gewerblich beschäftigten Mitarbeiter des Kommunalbetriebs auf den Betriebshöfen von Tiefbau und Grünflächen. Auch für die Friedhofsmitarbeiter heißt das: „Es wird montags bis donnerstags einheitlich von 6 bis 15 Uhr gearbeitet“, sagt Ehlers.
Bei den Stadtwerken Krefeld gibt es kein Hitzefrei. „Allerdings haben unsere Bus- und Straßenbahnfahrerinnen und -fahrer die Möglichkeit, ihre Sommer-Dienstkleidung zu nutzen“, sagt Dirk Höstermann, der stellvertretende Pressesprecher. „Das bedeutet Poloshirt und auch Bermudashorts. Außerdem versorgen wir sie an der Haltestelle ,Rheinstraße‘ aufgrund der heißen Temperaturen jeweils mit einer 0,5-Liter-Flasche kühlem Wasser.“ Für die Kollegen der Netzgesellschaft Niederrhein an den Baustellen sei es mit einer erleichterten Dienstkleidung leider schwierig. Höstermann: „Natürlich genügt es, wenn sie eine Warnweste statt der Warnjacke tragen. Aber ansonsten bringt der Job es mit sich, dass Arbeitssicherheitskleidung getragen wird, was lange Hose und feste Sicherheitsschuhe bedeutet.“
„Die Kantine im Chemiepark Uerdingen hat ihren Speiseplan an die heißen Temperaturen angepasst“, berichtet Betriebsleiter Berthold Domke. „Anstatt der heißen Erbsensuppe mit Bockwurst, die normalerweise auf dem Speiseplan stehen würde, gibt es heute Erbsensalat zur Bockwurst. „Zusätzlich bieten wir auch selbstgemachte Limonade zur Erfrischung an“, sagt der Leiter des Mitarbeiterrestaurants. Zudem sei der Eiskonsum stark gestiegen, und viele Mitarbeiter würden — anstatt eines warmen Mittagessens — auf Salate oder eine andere kalte Alternative umsteigen. Im Uerdinger Chemiepark sind 7700 Mitarbeiter beschäftigt.